Volltext: Rohrbach - Berg

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Benefizium Götzendorf 1719 
 
Die Stiftung des Benefiziums in der Maria-Trost-Kapelle scheint eine Anregung für den 
Grafen Johann Christoph von Oedt zu Götzendorf gewesen zu sein. Die Götzendorfer 
Schloßkapelle besaß vom Passauer Bischof für jeweils drei Jahre eine Meßlizenz, wonach 
dort außer an hohen Festen Messen gelesen werden durften 133 .1705 trug der Abt Siard dem 
Benefiziaten in Rohrbach, Andreas Kögler, auf, abwechselnd mit anderen Chorherren Göt 
zendorf zu betreuen 134 .1710 war Wenzel Kolb gleichsam als Schloßkaplan in Götzendorf 135 , 
1713 nacheinander Bruno Hierzinger und Christian Zwiertmayr, der auch im Sommer 1714 
dort weilte 136 . Damit aber in Zukunft regelmäßig in der Schloßkapelle Gottesdienst gehalten 
werden konnte, errichtete am 1. Oktober 1719 Johann Christoph Graf von Oedt eine Stiftung, 
nach der das ganze Jahr hindurch jeden Sonn- und Feiertag und während der Woche an ei- 
nem Mittwoch zwischen 8 und 9 Uhr eine hl. Messe gelesen werden sollte 137 . Von diesen 
Messen hatte der Priester zwölf für die verstorbenen Angehörigen des Stammes derer von 
Oedt und deren Gemahlinnen und zwölf um eine gute Sterbestunde für die noch Lebenden zu 
feiern. Außerdem war an folgenden Tagen des Jahres für bestimmte Personen eine Messe 
vorgesehen: 
18. 2. für Anna Johanna Frau von Oedt, geb. Freifrau von Stain (erste Gemahlin des Stif- 
ters), 
22. 2. für Johann Albrecht Freiherm von Oedt, Domherrn und Kapitularen des fürstlichen 
Hochstifts Passau (Vetter des Stifters), 
10. 4. für Erasmus Anton Grafen von Oedt (Vater), 
29. 8. für Anna Johanna Charlotta Gräfin von Oedt, geb. Gräfin von Geyersperg und Oster- 
burg (zweite Gemahlin), 
17. 9. für Maria Catharina Freifrau Haager von Altensteig, geb. Freifrau von Oedt (Schwe- 
ster), 
30. 10. für Charitas Cordula Gräfin von Oedt, geb. „Märckhtin von Gneisenau“ (Mutter), 
19. 12. für Maria Sabina Cordula Fräulein von Oedt. 
 
Wenn die Herrschaft den Priester bei sich haben wollte, so hatte er, sofern er Kost und 
Wohnung bekam, auch über die Stiftung hinausgehende Messen zu lesen. Vor jeder Messe 
mußte der Priester verkünden, für wen die Messe gefeiert würde. Der Stifter widmete für 
diese in der Stiftung angesetzten Messen jährlich 200 fl. rheinisch, die der, der die Stiftung 
verrichtete, halbjährlich ausbezahlt bekam. 
Der Abt Siard hat diese Stiftung angenommen und ließ sie für die Stiftungssumme durch 
einen seiner Priester verrichten. Zur Bekräftigung der Annahme der Stiftung fertigten Abt und 
Konvent von Schlägl einen besonderen Revers für sich und die Nachfolger an 138 . Papst Cle- 
mens XI. erteilte auf Ansuchen des Grafen von Oedt am 4. Juli 1720 die Meßlizenz für die 
Schloßkapelle, so daß nun an allen Tagen des Jahres ohne Ausnahme dort die Messe gele- 
sen werden konnte 139 . Zum ersten Benefiziaten in Götzendorf bestimmte Abt Siard den aus 
Rohrbach stammenden Chorherrn Michael Wöß 140 . Der Passauer Bischof stellte allerdings 
von vornherein klar, daß die Schloßkapelle Götzendorf direkt dem Ordinariat Passau und 
nicht etwa dem Stift unterstehe 141 . 
Nach dem Aussterben der Grafen von Oedt wurde das Benefizium zwar eingeschränkt, 
die Fürsten von Lamberg fanden sich jedoch bereit, es immer wieder zu besetzen 142 . Es wird 
noch heute von einem Chorherrn aus Schlägl betreut.
	        
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