3. Teil, Nr. 83
Alle diese Kundgebungen verfolgt man natürlich in Berlin sehr
genau, und man hat dort ebenso wie anderswo den beeinflußten
Artikel gelesen, der vor kaum einigen Tagen in ‚der „Gazette de
la Bourse‘“ abgedruckt war, um die Regierung der Republik an die
militärischen Verpflichtungen zu erinnern, die sie auf sich genommen
habe, und an die Notwendigkeit, das Gesetz über die dreijährige
Dienstpflicht aufrechtzuerhalten.
Niemand zweifelt an der noch friedliebenden Gesinnung des
Kaisers Wilhelm; aber wie lange wird man noch auf diese Geistes-
richtung zählen dürfen angesichts der drohenden Maßnahmen Frank-
reichs und Rußlands und angesichts der Folgen, die diese auf die
chauvinistischen und militaristischen Geister des Kaiserreiches aus-
üben.
Übereinstimmend erkennt man an, daß die französische Armee
in dieser letzten Zeit sehr bemerkenswerte Fortschritte gemacht
hat; ihre Disziplin hat sehr gewonnen, und ihre Befehlshaber sind
im allgemeinen sehr gut. Sie gibt sich auch vollständig. Rechen-
schaft darüber, daß sie es sein wird, die infolge der Schwierigkeiten
der russischen Mobilmachung zwei Monate lang den ersten An-
sturm der deutschen Armee allein auszuhalten haben wird. Deshalb
vereinigt sie den beträchtlichsten Teil ihrer aktiven Truppen in den
östlichen Gebieten und rechnet damit, dort ungeheure Reservekräfte
anzuhäufen, indem sie die übrigen Landgebiete in bemerkenswerter
Weise entblößt. Man kann annehmen, daß sie an den Punkten
wahrscheinlicher Zusammenstöße mehr Soldaten zählen wird als ihr
Gegner; aber wie soll es ihr gelingen, diese ungeheuren Truppen-
massen zu bewegen und zu verpflegen? Diese Fragen werden gegen-
wärtig studiert und geben Anlaß zu zahlreichen Geheimsitzungen
der militärischen Autoritäten.
NEE |