Volltext: Dokumentarium zur Vorgeschichte des Weltkrieges 1871-1914

Vorwort 
Überall, wo Deutsche wohnen, gilt der sogenannte Friedens- 
vertrag von Versailles als die härteste Demütigung, die jemals einem 
großen und stolzen Volke auferlegt worden ist. Seit jenem Tage, 
an dem deutsche Männer genötigt waren, ihren Namen unter ein 
Vertragsinstrument zu setzen, das die Vergewaltigung .Deutschlands 
und seiner Verbündeten mit einem heuchlerischen Schein von Ge- 
rechtigkeit zu umkleiden suchte und Deutschland als den Haupt- 
urheber des Weltkrieges hinstellte, ist unter allen Deutschen, die 
dieses Namens wert sind, der Wille zur Abwehr gegen diese uns zu- 
gefügte Erniedrigung erwacht. Der Beschuldigung, den Weltkrieg 
entfesselt zu haben, da es Deutschland nach der Weltherrschaft ge- 
lüstete, hat die deutsche Regierung die Veröffentlichung ihrer Ge- 
heimdokumente aus der Zeit des-Kaiserlichen Deutschland, von 1871 
bis 1914, entgegengestellt. 
Unübersehbar groß und darum für den einzelnen kaum zugäng- 
lich ist die Masse der in den Veröffentlichungen des Auswärtigen 
Amtes enthaltenen Dokumente. Vieles ist darunter, das für eine 
aktenmäßige Darstellung der deutschen Geschichte zwischen 1871 
und 1914 notwendig, für die schnelle Gewinnung eines Überblicks 
über die Entwicklung der deutschen Außenpolitik in dem benannten 
Zeitraume aber entbehrlich ist. Aus meiner Beschäftigung mit dem 
großen Aktenwerke des Auswärtigen Amtes, die mich fast sieben 
Jahre in stärkster Weise in Anspruch genommen hat, lege ich daher 
in diesem „Dokumentarium zur Vorgeschichte des Weltkrieges‘ eine 
Auswahl von Schriftstücken vor, die eine hinreichende Anschauung 
von dem Bündnissystem Bismarcks und von der Entwicklung der 
deutschen Außenpolitik nach seinem Abgange zu geben vermag. 
Auf die Beigabe eines verbindenden Textes wurde verzichtet, um 
so die Dokumente ihrem eigentlichen Inhalte nach um so nachdrück- 
licher zu Wort kommen zu lassen. Sie zeigen uns Bismarcks Be- 
mühungen um die Sicherung des von ihm geschaffenen Deutschen 
ReicHes; sie lassen uns erkennen, wie von 1890 ab Deutschland mit 
seinen Verbündeten in ‚steigendem Maße der weltpolitischen Ver- 
einsamung anheimgefallen ist, bis es schließlich im Sommer 1914, 
nicht einmal in eigener‘ Sache, sondern in treuer Erfüllung seiner 
Bundespflichten, an der Seite Österreich-Ungarns den schwersten 
Kampf auf sich nehmen mußte, der im Laufe der Weltgeschichte 
jemals über ein Volk verhängt worden ist. 
Zur Zeit Salzburg, 23. September 1928 
Bernhard Schwertfeger
	        
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