Volltext: Dokumentarium zur Vorgeschichte des Weltkrieges 1871-1914

2. Teil, Nr. 14 
bei heutigem Vortrag blieb Kaiser fest auf dieser Ansicht. Seine 
Majestät erklärte aber ausdrücklich, daß er kurzen bei Vorüberreise 
abgestatteten Besuch nur als persönliche Angelegenheit auffasse, 
auf keine politische .Erörterung, geschweige Zusagen eingehen 
werde, um so weniger, da Ew. pp. vorbehaltene Darlegung”“ ihm 
noch nicht bekannt. Seine Majestät wolle nur soweit mit Kaiser 
Alexander von Politik reden, um klarzustellen, wie derselbe zu dem 
unbegreiflichen Brief gekommen, und Anklagen gegen Ew. pp. und 
Haltung deutscher Politik nachdrücklich zurückweisen; werde El[ure] 
D[urchlaucht] in jeder Hinsicht vertreten. pp. 
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Gr. Pol., Bd. II, Nr. 453 
Der Reichskanzler Fürst von Bismarck, z. Z. in Gastein, 
an den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Bülow 
. Telegramm. Entzifferung 
Bad Gastein, den 1. September 1879 
Freiherr von Manteuffel glaubt, Kaiser Alexander werde jetzt. zu 
Bündnis mit uns geneigt sein. Verhandlung darüber scheint heute 
unmöglich. Sie würde uns nur Österreich entfremden und uns dann 
mit Rußlands Liebe allein lassen. Unsere volle Isolierung unter Miß- 
trauen aller, wäre dann in Rußlands Belieben gestellt. Das könnten 
wir nicht wagen, selbst wenn Kaiser Alexander den Glauben an die 
Zuverlässigkeit seiner persönlichen Freundschaft noch nicht zer- 
stört hätte. Wir dürfen nicht von dem Wohlwollen und der Ehrlich- 
keit einer mißgestimmten Macht abhängig werden, die so undankbar 
ist, daß sie nach den großen Diensten, die wir ihr leisteten, ihr fa- 
natisches Volk gegen uns verhetzt, eine Invasionsarmee an unserer 
Grenze bereit hält, im Frieden maßlos rüstet, und dann unter Kriegs- 
drohung Lehnsfolge von uns fordert. Österreich ist sicherer, weil 
das Volk dafür ist, dabei ungefährlich für uns, bringt England mit 
und verfällt feindlichen Einflüssen, wenn es den Halt an uns nicht 
findet. v. Bismarck 
* Siehe Nr. 13. 
Nr. 36 
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