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GENF
ADAM STEINSCHABER / Die Druckkunst der Stadt Genf steht fast ganz
unter französischem Einflüsse, obwohl auch hier die erste Presse von einem Deutschen,
Adam Steinschaber, begründet wurde. In seiner Ausgabe der Legenda aurea von
i48o nennt er als seine Heimat die Stadt Schweinfurt. Die Erfurter Matrikel enthält
unter dem Jahre 1470 einen Mann dieses Namens aus Rommelt (= Römhild). Da
dieser Ort nicht weit von Schweinfurt liegt und Männer jener Zeit sich sehr häufig
nicht nach ihrem vielleicht kleinen und unbekannten Geburtsort, sondern nach der
nächsten größeren Stadt benennen, und da ferner Adam Steinschaber zugleich mit
einem Johannes Fabri aus Schweinfurt inskribiert wurde, hält Steiff (ZfBw.III S.263)
es für wahrscheinlich, daß sich die Notiz der Erfurter Matrikel auf unsern Drucker
s
bezieht. Sein erstes Buch erschien im März 1478; im folgenden Jahre arbeitete er in
Gemeinschaft mit Heinrich Wirczburg, der im Jahre 1481 als selbständiger Drucker
in Rougemont erscheint (GfT.Taf. 56). Das letzte bekannte Datum Steinschabers ist
der 25. Oktober 1480, an dem er die obengenannte Legenda aurea vollendete.
Druckprobe: Monumenta Taf.64.
HAGENAU
HEINRICH GRAN / Die Nachricht in der zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts
entstandenen Chronik der Hagenauer Franziskaner, daß schon im Jahre 1469 die
Typographie in Hagenau zur Einführung gelangt sei, erscheint durchaus unglaub
würdig, da bisher kein Druckwerk zum Vorschein gekommen ist, für das wir Hagenau
als Druckort annehmen müßten. Sie widerspricht auch der weiteren Notiz derselben
Quelle zu dem Jahre 1488, daß um diese Zeit der Magistrat die edle Kunst des
Buchdrucks eingeführt habe, indem er dem berühmten Typographen Heinrich Gran
die Erlaubnis erteilte, alle ihm geeignet erscheinenden Bücher zu drucken, und ihm
dafür alle Privilegien, Ehren und Gunstbeweise in Aussicht stellte, deren sich andere
Drucker und Buchhändler zu erfreuen hätten. Diese Notiz kann richtig sein, denn
Gran’s älteste datierte Drucke stammen aus dem Jahre 1489. Über seine persön
lichen Verhältnisse wissen wir nichts Wesentliches. In den ersten Jahren seines
Wirkens scheint er auf eigene Rechnung gedruckt zu haben; vom Jahre 1497 an ist
fast alles auf Kosten des Buchhändlers Johann Rymman hergestellt.
Nachbildungen seiner Typen finden sich Monumenta Taf. 208, in den Woolley Photo-
graphs Taf. io4 und GfT.Taf. 234, 235, 255, 1085-1091.
HAMBURG
JOHANN UND THOMAS BORCH ARD / In Isak Collijns Neuen Beiträgen
zur Geschichte des ältesten Buchdrucks in Hamburg (1907) besitzen wir jetzt eine das
zur Zeit bekannte Material erschöpfend behandelnde Darstellung. Aus dem XV. Jahr-