Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

CÖLN 
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bürg die Druckkunst erlernt hat, wissen wir nicht. Im Jahre 1^70 finden wir ihn in 
Cöln, wo er in der juristischen Fakultät der Universität immatrikuliert wurde. Sein 
ältester datierter Druck (YK.760) ist vom Jahre 14/4; ob diesem undatierte Werke 
vorangegangen sind, hat sich bisher nicht feststellen lassen. Seine letzten Drucke sind 
die lateinische Bibel vom g.Mai i48o (YK. 255) und das Plenarium vom 7.September 
desselben Jahres, von dem allerdings nur ein Fragment mit der Schlußschrift sich er 
halten hat. Kurz darauf fühlte Goetz sich veranlaßt, die Stadt zu verlassen. Er hatte 
einige Jahre vorher dem Kaiserlichen Münzmeister Erwin von Stege Pressen, Typen 
und sonstiges Druckgerät geliehen, w as dieser dazu benutzte, um — wohl auf seiner 
Burg Fautsberg-Rheinstein — eine gegen den Cölner Rat gerichtete Schmähschrift, 
den Dialogus super libertate ecclesiastica, zu drucken. Es ist die ,,super Rychen- 
stein“, am 14. Juni 14.77 erschienene Ausgabe. Der Rat ermittelte den Urheber, brachte 
diesen in Haft und belegte Bücher und Druckmaterial mit Beschlag. Aus dem Brief 
wechsel, den Goetz behufs Wiedererlangung seines Eigentums und Schadenersatz 
mit dem Cölner Rat führte, erfahren wir erst, daß er der Eigentümer dieser Mischtype 
ist*), mit der außer dem Dialogus noch wenigstens vier andere kleinere Werke, dar 
unter Augustinus’Tractatus de virginitate gedruckt sind (GfT.Taf.201). Über weitere 
Schicksale des Druckers Nicolaus Goetz sind wir nicht unterrichtet. Schon in Cöln 
war er, da es ihm an Betriebskapital fehlte, genötigt, für fremde Rechnung zu drucken 
— für Quenteil, dessen Schwiegervater Joh.Helman und andere —; vielleicht mußte 
er jetzt, nachdem er durch seine Händel nicht nur „geschrift, formen, pressen“, sondern 
auch Büchervorräte „ioodictionarius“ eingebüßt hatte, seine Selbständigkeit aufgeben 
und in fremde Dienste treten. Seine Technik steht nicht sonderlich hoch, seine Typen 
sind wunderlich gemischt aus mehreren Alphabeten gotischer und Antiquaformen. 
Bemerkenswert aber ist, daß er schon in seiner ersten Ausgabe von Rolevincks Fasci- 
culus temporum (1^7 4) nicht Blatt zahlen, sondern Seitenzahlen anwendet, was 
wir in Cöln wenigstens erst im Jahre 1485 bei U. Zell und i499 io der Presse Retro 
Minores wiederfinden. Nachbildungen seiner Type finden sich in den Monumenta 
Taf.155. GfT. Taf. igg-200, 4°9* TFS.igogc. AVoolley38a. 
BARTHOLOMÄUS YON UNCKEL / Über die äußeren Lebensumstände 
dieses Druckers ist bisher nichts bekanntgeworden. Sein erster datierter Druck er 
schien am g.Dezember 1475, sein letztes Datum ist der 28. Juni i484 in den Libri et 
tractatus des heiligen Bonaventura, von denen er die erste Hälfte vermutlich auf 
Rechnung des Joh. Koelhoff gedruckt hat, während dieser selbst die zweite Hälfte 
vollendete und auf dem leeren Blatt 1 den Gesamttitel hinzufügte. 
Dadurch, daß ein Teil seines Typenvorrats in den Besitz H. Quentells gelangte, der 
diese Schrift zusammen mit seiner eigenen Type 1 vermischt gebrauchte, ist Unckel 
vielfach als Drucker der Cölner deutschen Bibeln bezeichnet worden. Mit Unrecht! 
Quentells Drucke in Type 1 haben vier M-Formen, ein M5, ein M 7 und zwei M74, 
*) Vgl. Zaretzky, Der erste Cölner Zensurprozeß. -Cöln 1906.
	        
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