Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

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BEROMÜNSTER 
bekanntgeworden, erst mehr als ein halbes Jahrhundert später, Anfang 1540, beginnt 
— aber auch nur auf wenige Jahre — die neue Presse des Joh. Weiß aus Witten 
berg ihre Tätigkeit. Vgl. K. Haebler, Doktor Konrad Schwestermiller und sein Pest 
regiment in: Aus den ersten Zeiten des Berliner Buchdrucks. Berlin 1910. 4° 
Druckproben: GfT. Taf. 382-383. 
BEROMÜNSTER 
H E LY AS HE LY AE / Nach der schweizerischen Universitätsstadt Basel war es das 
kleine Beromünster, das sich, wenn auch nur für kurze Zeit, einer Druckpresse zu erfreuen 
hatte. Es erschien dort am 10. November 1470 ein stattlicher Foliant, des Marchesinus 
Mammotrectus, als dessen Drucker sich in dem Kolophon der Chorherr Helyas Helyae 
von Laufen nennt. Da wir merkwürdigerweise eine von ebendemselben Tage da 
tierte Ausgabe desselben Buches auch von Peter Schoeffer in Mainz kennen, hat man 
lange Zeit die Schlußschrift des schweizerischen Druckes als gedankenlosen Nach 
druck der Mainzer Ausgabe betrachtet. Erst das Bekanntwerden der in das jetzt der 
Luzerner Bürgerbibliothek gehörende Exemplar von einer gleichzeitigen Hand ein 
getragenen Notizen hat diesem Zweifel ein Ende gemacht. Aus ihnen geht hervor, 
daß dies Exemplar am 27.November 1^70 für 3 Gulden gekauft und in der Zeit vom 
5.Dezember 1^70 bis 3. August liyi rubriziert wurde. Mit derselben Type kennen 
wir noch ein Psalterium cum canticis, O.J., 2 0 , von dem sich nach Proctor 7797 ein 
Exemplar in der Bodleiana zu Oxford befindet. Die andern 4 von Helyas bekannten 
Drucke, 2 Ausgaben des Speculum vitae humanae des Rodericus Zamorensis vom 
7.Dezember 1472 und 30. Juli 1473? des Physikers Gonradus Thuricensis Schrift De 
cometis und Nicolaus’ Andreae De officio missae, sind mit einer kleineren, etwas un 
beholfenen Antiqua gedruckt. — Über die Lebensverhältnisse unseres Druckers sind 
wir durch J. L. Aebis Büchlein, Die Buchdruckerei zu Beromünster im XV. Jahrhun 
dert (1870), einigermaßen gut unterrichtet. Helyas war um die Wende des vierzehnten 
und fünfzehnten Jahrhunderts als Sprosse eines angesehenen und begüterten Ge 
schlechtes geboren, wurde von Herzog Friedrich von Österreich dem Kapitel zu 
Münster als Nachfolger des Truchseß Johann Ulrich von Dießenhofen im Jahre i4 l 9 
als Chorherr präsentiert und erhielt nach seiner Aufnahme ein Lehen zu Neudorf. 
Wo er seine Berufsstudien absolviert hat, ist nicht bekannt, er kehrte als Magister 
artium liberalium zurück, übernahm sein Kanonikat in Münster und wurde zugleich 
mit der Seelsorge in seinem Feudum Neudorf betraut. Da er sich als in geistlichen und 
weltlichen Rechten wohl bewandert bew ies, erhielt er wiederholt die Vertretung seines 
Stifts in juristischen Streitigkeiten, und bei Gelegenheit der dazu nötigen Reisen mag er 
in Basel, wo die neue Kunst des Buchdrucks schon um die Mitte der sechziger Jahre 
ihren Einzug gehalten hatte, die nötigen Vorkenntnisse und Fertigkeiten sich angeeignet 
haben, um sich auf diesem Gebiete selbständig zu betätigen. Er starb am 20.März 1475« 
Druckproben: Monumenta Taf. 8, 61. GfT. Taf. 906-908.
	        
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