STENDAL/STRASSBURG
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das der ungenannte Herausgeber in Richards de Bury Philobiblion seinen Verlegern
gewidmet hat. Es ist datiert „idibus Januariis. Anno Christi etc. lxxxiij“ (Monumenta
Taf.4-i). Nur noch einige wenige Drucke kennen wir, die durch die Initialen der
Druckernamen J C H als Erzeugnisse dieser Presse sich ausweisen, sonst sind wir für
ihre Bestimmung allein auf die Typen angewiesen, die mit den kleinen Reyserschen
Typen die größte Ähnlichkeit haben. Woolley 75. GfT. Taf. 1191-1192.
Wie lange die Brüder zusammen gearbeitet haben, ist nicht bekannt; schon im Jahre
1492 unterschreibt
KONRAD HIST sein Formulare und Tutsch Rhetorica allein. Er druckte bis
zum Jahre 1512 und betätigte sich in den folgenden Jahren bis 1515 nur als Ver
leger, indem er Heinrich Gran in Hagenau für sich drucken ließ.
Druckproben: GfT.Taf.58. Stockholm 106. GfT.Taf. 1193-1195.
STENDAL
JOACHIM WESTVAL hatte in den Jahren 1483 und i4&4 zusammen mit Alb.
Ravenstein in Magdeburg gearbeitet und erscheint nach einer zweijährigen Pause,
während der wir seinen Aufenthaltsort nicht nachweisen können, um Weihnachten
i486 wieder in seiner Vaterstadt Stendal. Aus der Eintragung seines Namens im
Schoßregister des Jahres i486 ergibt sich, daß er zuerst im Hause seines Vaters am
Markt wohnte, später scheint er ein eigenes Haus in der Brüderstraße, in der Nähe
des Marktes, erworben zu haben, wo ihn ein Fragment des Schoßregisters für 1489
aufführt. Auch hier war seine Tätigkeit nicht von langer Dauer. Wir kennen aus
seiner Stendaler Zeit nur Gersons Donatus moralisatus o. J., den Sachsenspiegel von
[i4]88 (Monumenta Taf. 119, GfT. Taf.80) und die niederdeutsche Ausgabe von Sa-
lomon und Marcolphus 1489 (Berlin, Inc. 2083, 5), deren nur hier, wie es scheint,
vorkommende Titeltype aus zwei Alphabeten verschiedener Größe gemischt ist, wie
ja auch die Texttype 5 verschiedene D, 5 M, 3 S und 2 U enthält. S. GfT.Taf. 1196.
Engelhusens Collectarius (Glossa psalterii), der ihm früher zugeschrieben wurde, wird
jetzt dem Magdeburger Drucker Moritz Brandis zugewiesen (GfT. Taf. 71).
STRASSBURG*)
JOHANN MENTELIN aus Schlettstadt gebürtig, erscheint in Straßburg im Jahre
i447? wo er als Goldschreiber das Bürgerrecht kaufte und in die Zunft „Zur Stelz“
sich aufnehmen ließ. Er versah zugleich das Amt eines Notars, muß also ein des Latein
kundiger, gebildeter Mann gewesen sein. Wann und wo er die Technik des Buch
drucks gelernt hat, ist nicht bekannt; wir dürfen nur vermuten, daß dies in Mainz ge
schehen ist, da in den letzten fünfziger Jahren, zu welcher Zeit Mentelin seine Presse
*) Charles Schmidt: Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straß
burg, 1882,8°.