Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

MAINZ 
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der Druckort Mainz ist, beweist die Angabe „Maguntie impressum“ in dem Speculum 
sacerdotum des Hermann von Schildis (Hain *14.519), und die Zeit der Tätigkeit dieser 
Presse wird durch den Inhalt der Drucke für die zweite Hälfte der siebziger und den 
Anfang der achtziger Jahre festgelegt. Der Dialogus de libertate ecclesiastica ist 1475 
verfaßt und zuerst am 14. Juni 1477 » su P ra Rychenstein impressus“ erschienen. Die 
Practica auf das Jahr 1482 (Einbl. 1204) muß um die Wende des Jahres 1481/82 
entstanden sein, also ungefähr gleichzeitig wie die Prognosticatio in Darmstadt, deren 
Jahreszahl 1460 nur durch Verfälschung aus 1482 entstanden ist. Die Presse besaß 
eine Auszeichnungstype mit M61, die beiden Querstriche in der rechten Hälfte sind 
bis auf geringe Reste ausgebrochen, eine Texttype mit M 15, die einige Buchstaben 
aus Schoefferschen Schriften benutzt, und eine kleinere Texttype mit M 8. Die Aus 
zeichnungstype kommt noch zu Anfang des XVI. Jahrhunderts in dem ,,Missiue ader 
santbryf gesent von alexandria den venedigern kauffleute“... vom 11. Juli 1502 o.O. 
u. Dr. 4° (Rastatt, Gymn.) mit einer M 44 Type vor, die ein A, M und R aus Type 1 
enthält. Vgl. Monumenta Taf, i4o. GfT. Taf. 1113-1115. TFS. 1900 a, b. Woolley 4. 
JOHANN NUMEISTER erscheint zuerst in den Jahren 1470-1472 in Foligno, 
wo er in Gesellschaft mit Aemilianus de Orsinis (Monumenta Taf. 13, Stockholm 55), 
der ihm die zum Betriebe seiner Presse nötigen Geldmittel lieferte, und mit einigen 
deutschen Gehilfen u.a. die erste Ausgabe Dantes vollendete. Über seinVorleben sind 
wir nicht unterrichtet. Da er sich später Johannes deMagontia und ClericusMoguntinus 
nennt, dürfen wir annehmen, daß er seine Kunst in Mainz gelernt hat und dann längere 
Zeit in fremden Werkstätten gearbeitet hat. Das Geschäft in Foligno war vom Glück 
nicht begünstigt. Zuerst zog sich Aemilianus de Orsinis zurück — sein Name fehlt 
bereits in der Dante-Ausgabe — und zog nach Rom, wo er im Jahre 1474 Direktor 
der päpstlichen Münze wurde. Die Genossen gingen auseinander, zum Teil nach 
Perugia, und Numeister hat w r ohl wieder seine Selbständigkeit aufgeben müssen. Im 
Jahre 1479 finden wir ihn in Mainz, wo er am 3. September eine Ausgabe vonTorque- 
madas Meditationes vollendete, zu der er vielleicht in Rom durch Ulrich Han’s Druck 
angeregt worden war. Außer diesem Buche kennen wir noch eine Mainzer Agenda, 
die am 30. Mai 1480 ohne den Namen des Druckers, aber mit denselben Typen wie 
das erste Buch, erschien. Wenige Monate später verließ er die Stadt Mainz wieder 
und wandte sich nach Frankreich, wo er zuerst zu Albi in Languedoc (1480/81 bis 
etwa i484), dann in Lyon (1487-1495) tätig war. 
Nachbildungen von Numeisters Mainzer Type, der unverkennbar Gutenbergs B 42- 
Type zumVorbild gedient hat — sie erscheint später in Drucken Peters von Friedberg — 
siehe Monumenta Taf. 76. GfT. Taf. 259. Druckschriften Taf. 52. Claudin: Antiquites 
typogr. de la France I pl. VI und VIII, wo sich auch Druckproben seiner in Frankreich 
gebrauchten Schriften finden. 
ERHARD REUWICH aus Utrecht gebürtig, war Maler und wurde, als der 
Mainzer Domdechant Bernhard von Breidenbach im Jahre 1483 eine Wallfahrt zum
	        
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