Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

LÜBECK 
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seiner Ausgabe von Aristoteles’ Lapidarius, nachweisbar. Unmittelbar darauf muß er 
nach Lübeck übergesiedelt sein, denn eine von ihm gedruckte Ausgabe von Guillermus 
Postilla hat an der bekannten Stelle im Evangelium de virginibus die Jahreszahl 1473, 
wird also zu Anfang des Jahres i4-74 erschienen sein. Gleichzeitig mit dem Druck 
dieser Postille muß Brandis mit den in zahlreichen Blättern erhaltenen Probedrucken 
zu seinem umfangreichsten und bedeutendsten Werke, der Weltchronik Rudimentum 
novitiorum, begonnen haben, die am 5. August 14-75 vollendet wurde. Bis zum 
20. August 1478, mit dem sein Werk De nye Ee datiert ist, finden wir den Drucker 
in angestrengter Tätigkeit. Daß der geschäftliche Erfolg dem entsprochen hat, muß 
bezweifelt werden. Er verschwindet plötzlich aus Lübeck und erscheint in Magde 
burg, wo er 1480 als Schriftgießer Ghotans in dessen Missale Magdeburgense erwähnt 
wird. Im Jahre 1483 vollendete er — wieder in Lübeck — ein Missale Othinense; 
dann aber kennen wir erst wieder aus dem Jahre 1^92 ein kleines Buch aus seiner 
Presse (Jordanus’ von Quedlinburg Meditationes); im Jahre 1497 druckte er in 
Gemeinschaft mit seinem Bruder Matthaeus ein Breviarium Othinense und 1499 
erschien sein letztes datiertes Buch, des Petrus Ravennas Repetitio C. inter alia de 
emunitate ecclesiae. Die letzte Nachricht, die wir über ihn besitzen, ist die in einem 
Gerichtsprotokoll vom 15. Juli 1500 sich findende Notiz, daß er sich verpflichten 
mußte, vor Entrichtung einer Schuld von 4o4 Mark lüb. an den Buchhändler Hans 
van Ghetelen weder Lübeck zu verlassen noch sein Gut von dort zu verschicken. 
Druckproben: Monumenta Taf. 284. GfT. Taf. 15, 39-42, io4, 105, 766-776, 835. 
TFS. 1902 Ea (?), 1905 c. Woolley 83 a. Ettbladstryck 1. Bücheranzeige 31. 
JOHANN SNELL / Bis vor wenigen Jahren war Snell nur als Drucker in Odense 
(1482) und in Stockholm (1483) bekannt; die Feststellung, daß er auch in Lübeck 
gearbeitet hat, ist das Ergebnis eingehender Typenstudien, die wir dem Kopenhagener 
Oberbibliothekar Dr. Lange verdanken. Jetzt ist es den Bemühungen von B. Clausen 
in Rostock und Fr. Bruns in Lübeck gelungen, durch archivalisehe Funde wenigstens 
Grundlagen für die Lebensgeschichte Joh. Snells zu liefern. Aus der Verwandtschaft 
seiner Typen mit denen der Michaelisbrüder in Rostock dürfen wir annehmen, daß 
er seine Ausbildung bei diesen erhalten hat, und ein nur für Rostocker Verhältnisse 
passendes, in einem Rostocker Einbande als Makulatur verwendetes Schulden 
verzeichnis, in dem u. a. eine dem Joh. Snell für gelieferte Traktate zustehende 
Forderung gebucht ist, beweist, daß er dort tatsächlich als Drucker oder Buchhändler 
tätig gewesen ist. Seit dem Jahre 1480 finden wir ihn in Lübeck, wo er in den Schoß 
registern als ansässig und steuerpflichtig aufgeführt wird. Da w ir aus diesem Jahre 
einen datierten Druck, Nie. Weigels Clavicula indulgentialis, besitzen, müssen wir 
Snell als zw eiten in der Reihe der Lübecker Drucker ansehen. Im folgenden Jahre 
weilte er, ohne seine Wohnung in Lübeck aufzugeben, wieder in Rostock, wo er am 
22. Mai als Johannes Snelle de Emeke, d. i. Einbeck in Hannover, in der Universitäts 
matrikel erscheint. Sein Aufenthalt hier kann indessen nur kurz gewesen sein, denn
	        
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