Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

den Druckern des XY. Jahrhunderts gebrauchten Typen schuf erst Robert Proctor, 
der in seinem ,,Index of the early printed books in the British Museum, London 1898“ 
bei jedem Drucker eine kurze Aufzählung von dessen Typen und ihren charakte 
ristischen Eigentümlichkeiten gegeben hat. Diese Angaben dienen dazu, die Drucker 
bestimmungen Proctors zu begründen, einen Weg zur selbständigen Bestimmung 
bieten sie dem Benutzer nicht; dazu wäre es nötig gewesen, die gesamten Typen 
alphabete ohne Rücksicht auf ihre Herkunft in irgendeiner systematischen Weise zu 
sammenzustellen und dabei auf dieMerkmale, durch die sie sich von ähnlichen Schriften 
unterscheiden, aufmerksam zu machen. Diese Lücke in unserm bibliographischen 
Apparat füllt Haeblers Typenrepertorium der Wiegendrucke aus, dessen erster die 
Typen Deutschlands und seiner Nachbarländer im Norden, Osten und Süden ent 
haltender Band als Heft 19/20 der Sammlung bibliothekswissenschaftlicher /Arbeiten 
im Jahre 1905 erschienen ist. Als Ordnungsprinzip für die gotischen Typen dient 
Haebler die Form des Majuskel-M, einmal weil dieser Buchstabe verhältnismäßig 
häufig vorkommt, sodann aber, weil seine Form so mannigfaltig ist, daß er die Bildung 
zahlreicher und darum meist nicht sehr umfangreicher Gruppen ermöglicht. Auf einer 
hier wiedergegebenen Übersichtstafel hat Haebler 101 dieser M-Formen zusammen 
gestellt. Es sind nicht naturgetreue Faksimiles, sondern nur Repräsentanten, an denen 
gewisse charakteristische Eigentümlichkeiten zur Darstellung gebracht werden. Als 
weiteres Unterscheidungsmittel innerhalb der einzelnen M-Gruppe gilt das an dem 
zu bestimmenden Originale festzustellende Maß von 20 Zeilen (Grundlinie von Zeile 1 
bis zu der Grundlinie von Zeile 21), und nur wenn sich an einer Stelle der auf dieser 
Grundlage gebildeten Tabellen eine größere Zahl von Druckern zusammenfindet, 
werden auch andere charakteristische Buchstaben zur Unterscheidung herangezogen. 
Bei den Antiquatypen, die in Deutschland bis zum Jahre 1500 keine große Rolle ge 
spielt haben, ist als Ordnungsbuchstabe aufgestellt das Qu (Q verbunden mit u wie 
Monumenta Taf. 29 Z.4 von unten) und Q u (Q getrennt von u wie Monumenta 
Taf.37 2 ). Während wir vor dem Erscheinen des Typenrepertoriums auf das Pro 
bieren angewiesen waren, werden wir jetzt durch Haebler systematisch auf den ge 
suchten Drucker hingeführt. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß nun die Faksimile 
nachbildungen überflüssig geworden sind. Im Gegenteil! Hat sich doch kurz nach 
demErscheinen des Typenrepertoriums eine Gesellschaft für Typenkunde des XY. Jahr 
hunderts (GfT.) gebildet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, auf Grund des Typen 
repertoriums allmählich Proben sämtlicher Inkunabeltypen und des übrigen Druck 
materials, wie Initialen, Bordüren, Signete, Titelbilder usw. zu veröffentlichen. Keine 
noch so ausführliche Beschreibung vermag dieUnterschiede zweier anscheinend gleicher 
Typen so schnell zum Bewußtsein zu bringen wie eine gute auf photographisch 
mechanischem Wege hergestellte Reproduktion.
	        
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