Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Das Friedensangebot der Mittelmächte 
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zu bannen vermacht. Zu einem Siegesjubel bot diese Wendung des 
Schicksals allerdings noch keinerlei Anlaß. Gegen einen solchen sprach 
schon die wirtschaftliche Lage mit ihren sozialen Verknüpfungen. Man 
stand bestenfalls davor, den Krieg sozusagen von neuem zu beginnen — 
selbstverständlich unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen als im 
Sommer 1914. 
Die Friedensschritte des Vierbundes 
und des Präsidenten Wilson 
In der Voraussicht einer solchen Entwicklung war der öst.-ung. 
Minister des Äußern, Baron Burián, schon am 28. September an seinen 
kaiserlichen Herrn mit dem Vorschlage herangetreten, einen Friedens¬ 
schritt des Vierbundes vorzubereiten. Der Herrscher stimmte gerne zu. 
Auch beim deutschen Reichskanzler, der das Jahr über schon mehrmals 
mit Woodrow Wilson, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nord¬ 
amerika, über eine Friedensvermittlung verhandelt hatte, ohne diesen 
zur Tat drängen zu können, und beim Deutschen Kaiser fand der Vor¬ 
schlag des Ballhausplatzes zustimmenden Widerhall1). Die beteiligten 
Männer gingen dabei eben von dem Gedanken aus, daß die Niederwer¬ 
fung Rumäniens eine militärische Gleichgewichtslage schaffen werde, 
die es bei einiger Mäßigung beiden Lagern ermöglichen könne, das 
Kriegs ab enteuer in Ehren abzuschließen. Glückte es nicht, die Feind¬ 
mächte auf diesen Weg zu bringen, so sollten doch wenigstens die eige¬ 
nen Völker die Überzeugung gewinnen, daß nicht ihre Regierungen an 
der Fortdauer des Krieges und seiner Schrecknisse die Schuld trügen. 
Die Völker des Vierbundes hatten schon bisher so schwere Opfer an 
Gut und Leben bringen müssen, daß deren noch größere nur dann ge¬ 
fordert werden konnten, wenn jener Beweis erbracht war. Zu all dem 
bestand wenigstens für die deutsche Kriegsleitung schon jetzt die Frage, 
doch noch von dem Kampfmittel des uneingeschränkten U-Bootkrieges 
Gebrauch zu machen. Der deutsche Admiralstab berechnete, daß Eng¬ 
land durch dieses Kampfmittel in längstens fünf Monaten friedensmürbe 
gemacht sein werde. Die Heeresleitung horchte stark auf die Berech¬ 
nungen der Marine hin. Im Reichstag schlug sich das Zentrum auf die 
Seite der Verfechter des scharfen U-Bootkampfes, so daß diese die 
Mehrheit erhielten. Griff man zu solch außergewöhnlichem Kampf- 
*) Burián, 141 ff. — Beth mann- Hollweg, 151 ff.
	        
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