Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Politik und Krieg an der Jahreswende 1916/17 
Grenzgebirgen zusammenballte. Jenseits dieses Walles nahm der Ru¬ 
mäne, seit 43 Jahren mit den Mittelmächten verbündet, jetzt aber doch 
ihr Feind geworden, das Gewehr über. Er durfte bei der Bedrängnis 
des Donaureiches wohl hoffen, das Land seiner Sehnsucht, Siebenbürgen, 
als leicht errungene Siegesbeute heimzubringen. Um ja sicher zu gehen, 
hatte er sich Begleitangriffe an der russischen und an der mazedoni¬ 
schen Front ausbedungen. Im Gegensatz zum russischen Generalstab, 
der den Vorteilen der rumänischen Waffenbrüderschaft von Haus aus 
größte Zweifel entgegenstellte, setzten die Westmächte auf das Ein¬ 
greifen des neuen Alliierten große Hoffnungen. Diese sollten sich jedoch 
als trügerisch erweisen. 
Der Verlauf des überaus bewegten und wechselvollen rumänischen 
Feldzuges ist in den zwei Abschnitten „Der Feldzug in Siebenbürgen" 
und „Die Eroberung der Walachei" eingehend geschildert. Es gemahnt 
ans Wunderbare, daß die Mittelmächte trotz der Hochspannung an den 
anderen Fronten noch genug Kräfte zusammenzuraffen vermochten, um 
dem neuen Feind in Siebenbürgen und — gemeinsam mit den anderen 
Verbündeten — in Nordbulgarien entschlossen begegnen zu können. Die 
Waagschale des Sieges neigte sich in überraschend kurzer Frist nach 
ihrer Seite hin. Das war ebenso den ausgezeichneten Leistungen der 
Truppen zuzuschreiben wie einer zielbewußten, jeder neuen Lage ge¬ 
wachsenen Führung. Ein gutes Stück vorbereitender Arbeit hatten dabei 
schon Conrad und Falkenhayn am grünen Tisch geleistet. Und Falkenhayn 
war es in weiterer Folge beschieden, den mit seinem österreichischen 
Kollegen entworfenen Plan auf blutiger Walstatt in die Tat umzusetzen, 
wobei er sich beweglichen Geistes jeder durch neue Wendungen dik¬ 
tierten Änderung früherer Entschlüsse anzupassen und diese Änderung, 
wo es nötig war, auch durch zeitgerechte Anträge in die Wege zu leiten 
wußte1). Seine Tatkraft übertrug sich auf den Kämpfer in der vorder¬ 
sten Linie. Während des Feldzuges in Siebenbürgen erwuchs ihm in dem 
auf heimatlichem Boden wirkenden Führer der k.u.k. 1. Armee, Gdl. 
Arz, ein getreuer, verständnisvoller Helfer. 
Im Gegensatz zu den Verbündeten baute die rumänische Heeres¬ 
leitung den Feldzug auf einem Plane auf, der von Haus aus den Keim 
des Mißlingens in sich trug. Unruhe und Nervosität in der oberen Füh¬ 
rung gingen sehr bald auf die Truppe über, die überdies schwer unter dem 
Mangel an Kriegserfahrung und unter der unzulänglichen Ausrüstung 
an schwerem Geschütz und an Maschinengewehren litt. Dabei kann dem 
1) 2 w e h I, 264.
	        
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