Das Kampfgelände auf dem Pasubio
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fällt in steilen Felsabstürzen auf die Hochfläche ab und ist nur vom
vorerwähnten Sattel aus leichter zugänglich. Von diesem vorspringenden
Herzstück der Pasubiostellung überragt, zogen sich die anschließenden
Linien nach Westen (Cosmagnonstellung) und gegen Nordosten zum
Borcolapaß. Diese Frontteile waren der Flankierung von den über¬
ragenden italienischen Stellungen ausgesetzt und konnten nur so lange
gehalten werden, als die „österreichische Platte" nicht verloren war. Die
Geländegestaltung brachte es aber auch mit sich, daß die Platte, einmal
ganz verloren, im Gegenangriffe über die Felsabstürze herauf kaum
mefyr wiederzuerobern war.
Auf die „österreichische Platte" trommelten nun die Italiener mit
ihrer Artillerie, die jede aus dem Stellungszuge gegebene Möglichkeit
zur Flankierung ausnützte, und mit ihren Minenwerfern. Sie wurde auch
zum Schauplatz eines unerhört erbitterten Nahkampfes. Auf diesem
engen Räume von 200 m Länge und 100 m Breite steigerten sich die
Schrecken der Schlacht für beide Teile zur Hölle. Das Blut der vielen in
diesen Felsen gefallenen Landesverteidiger hat den Pasubio zum „Kaiser¬
jägerberg" geweiht.
Das italienische 1. Armeekmdo. hatte schon Mitte August das V. Korps
beauftragt, die Operation gegen den Pasubio mit dem vorläufigen Ziel
Col Santo vorzubereiten. Der Angriff sollte der für Mitte September
geplanten Karstschlacht (Siebente Isonzoschlacht) vorausgehen, um die
Reserven des Gegners in Tirol zu binden. Die Hauptaufgabe fiel der
italienischen 44. ID. zu, die auf Korpsstärke gebracht und in entspre¬
chende Angriffsäulen gegliedert wurde. Vier Bataillone sollten in der
Vallarsa, zehn Bataillone gegen den Abschnitt vom Mt. Spil bis zum
Mt. Carno vorgehen; auf der Hochfläche hatten sechs Bataillone die
Cosmagnonstellung anzugreifen, neun ausgewählte Bataillone auf dem
Pasubio den Hauptangriff zu führen. Die östlich anschließende 27. ID.
sollte den Angriff durch den Vorstoß von vier Bataillonen gegen den
C. del Coston unterstützen.
In den Morgenstunden des 10. Septembers setzte heftiges Artillerie¬
feuer gegen die Abwehrstellungen zwischen der Zugna Torta und dem
Mt. Seluggio ein, dem alsbald Angriffe gegen die 8. ID. und die KSchD.
folgten. Auf dem Mt. Corno, dem Mt. Spil und dem Mt.Testo waren alle
italienischen Angriffe alsbald abgewiesen. Heiße und länger andauernde
Kämpfe entbrannten hingegen auf dem Pasubio1), der seit lh nachm. im
heftigsten Feuer der italienischen Artillerie und der Minenwerfer stand,
!) Vgl. Fröhlich, Der Kampf um die Berge Tirols (Bregenz 1932), 121 f.
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