Der Angriffsplan der Italiener
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als Fortschritte auf dem Karst. Da die Verschiebung von Kräften bei
einer Bedrohung der Tiroler Front zu spät käme, seien für Tirol acht
bis neun Bataillone, ferner stärkere Munitionszuweisungen nötig, um die
Feuerkraft der durch Abgaben geschwächten Artillerie zu verstärken.
Die Heeresleitung betonte in ihrer Antwort die entscheidende Wich¬
tigkeit der küstenländischen Front und erachtete es für ausreichend,
dem Heeresgruppenkommando das Verfügungsrecht über die noch in
Tirol befindliche 13.GbBrig. einzuräumen. Weitere Entschlüsse sollten
erst gefaßt werden, bis Aufklärung und Kundschaftsdienst ein klares
Bild über die feindlichen Absichten ergeben würden.
Das italienische Höchstkommando * hatte sich entschlossen, bei Be¬
ginn des neuerlichen Ansturmes auf der Karsthochfläche auch den An¬
griff in den Fassaner Alpen fortzusetzen. Zu diesem Zwecke wurde die
Gruppe des GM. Ferrari, der wiederum die Kampfhandlung an diesem
Frontteil zu leiten hatte, durch fünf Alpinibataillone vom Nordteil der
Hochfläche von Asiago verstärkt. Von den nunmehr an der Fleimstal-
front stehenden 38 italienischen Bataillonen befanden sich 13 Bataillone
der 17. ID. zwischen dem Pellegrinotal und dem Colbricon; 9 Bataillone
der Gruppe Ferrari standen auf den Hängen vor der Felsmauer C. di
Ceremana—Coltorondo. Den entscheidenden Angriff sollte eine Alpini¬
gruppe von 5 Bataillonen gegen den Abschnitt vom Coltorondo über die
Forcella di Coldosè bis zur C. Cancenagol führen. Eine zweite Gruppe
von fünf Bataillonen hatte vom Cauriol aus die Stellungen den Kamm
vom Cauriolsattel über den Gardinal bis zur Busa Alta entlang auf¬
zurollen. Sechs Bataillone der 15. ID. sicherten gegen den Raum der
Fassaner Alpen westlich und südwestlich vom Cauriol.
Das Korps Roth gewärtigte die Erneuerung der Angriffe der Ita¬
liener seit dem 7. September, an welchem Tage das Einschießen der
italienischen Artillerie und lebhafte Truppenbewegungen in der Gegend
des Rollepasses als wohlbekannte Anzeichen bevorstehender Kämpfe
gewertet wurden. Das Heeresgruppenkommando schob daher von der
13.GbBrig. drei Bataillone nach Cavalese und setzte die Auswechslung
von weniger gebirgstüchtigen Bataillonen fort, die mit dem Eintreffen
des KSchR. III im Fleimstal Ende August begonnen hatte. Von diesem
Gebirgsregiment gelangte ein Bataillon in die Marmolatastellungen, das
fortan diesen schwierigsten Teil der Fleimstalfront verteidigte1). Bis
i) Glingenbrunner, Intendanzdienst im Gebirgskriege (Mil. wiss. Mitt.,
Wien, Jhrg. 1933) gibt ein anschauliches Bild der einzigartigen Schwierigkeiten der
Verteidigung und der Versorgung im Gletschergebiet der Marmolata.