Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Cadornas Begründung für das Ausbleiben des Erfolges 
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ein, ihr folgten sechs schwere Batterien aus Tirol und Kärnten und die 
schwersten Spezialgeschütze (38 cm und 42 cm-Haubitzen, 35cm-Kano- 
nen), die bis jetzt bei Sistov an der Donau gestanden waren. 
Auf Seite der Italiener war in jeder der drei Herbstschlachten dem 
mehr oder weniger umfangreichen Anfangserfolg gegen die völlig nie¬ 
dergetrommelten Stellungen ein rasches Erlahmen der Stoßkraft gefolgt. 
Dies lag nicht nur in der verfehlten Erziehung der niederen Führung, 
sondern vor allem in der Vorsicht, mit der die italienische Heeresleitung 
vor dem äußersten, allein dein Sieg verbürgenden Einsatz zurück¬ 
schreckte. Cadorna begründet das Ausbleiben des durchgreif enden Erfolges 
wie folgt: „Von den drei Karstoffensiven des Herbstes 1916 hatte eine 
jede nur eine Dauer von wenigen Tagen ; sie wurden abgebrochen, sobald 
sich herausstellte, daß der Menschenverbrauch nicht mehr mit den Er¬ 
gebnissen im Einklänge stehe. Aus der gleichen Ursache war ja die 
Gegenoffensive auf der Hochfläche von Asiago im Juli abgebrochen 
worden, da es für vorteilhafter gehalten wurde, eine neue überraschende 
Offensive vorzubereiten, statt eine erschöpfende und geringen Erfolg 
versprechende Kampfhandlung fortzusetzen. Die Erfahrungen, die wir 
und unsere Verbündeten im Jahre 1915 gesammelt hatten, bewiesen, 
daß die meisten Erfolge im ersten Anlaufe zu erzielen waren, wenn 
dieser in allen Einzelheiten genauestens vorbereitet werden konnte. In 
der Folge schrumpften die Ergebnisse rasch zusammen, während die 
Erschöpfung der Truppen anwuchs. Deshalb wurden die drei Karst¬ 
offensiven zeitgerecht vom Oberkommando abgebrochen, auch wenn die 
Kommandanten einzelner Heereskörper nachdrücklichst die Fortsetzung 
heischten und das unmittelbare Bevorstehen entscheidender Ereignisse ver¬ 
hießen. Durch diese Methode wurden die Verluste sichtlich verringert1)." 
Ohne auf diese Ausführungen Cadornas näher einzugehen, darf 
man — wie übrigens auch aus der Schlachtenschilderung hervorgeht — 
hervorheben, daß die italienischen Angriffe immer gerade dann ein¬ 
gestellt wurden, wenn es dem Gegner an frischen Reserven gebrach. 
Hierin liegt vor allem die Ursache des Mißerfolges der so sorgfältig 
vorbereiteten, mit bedeutender Überlegenheit an Gerät und Kämpfern 
begonnenen und von der Truppe mit Heldenmut durchgeführten Gro߬ 
angriffe der Italiener; nicht zuletzt deshalb gelang es dem opfermutigen 
Verteidiger, sich nach Stunden und Tagen banger Krise doch immer 
wieder zu behaupten und dem Feinde ein Durchbrechen in der Richtung 
gegen Triest zu verwehren. 
*) Cadorna, La guerra, II, 20.
	        
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