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Die Herbstschlachten gegen die Italiener
denn im Nahbereiche der italienischen Minen werf er konnten nur dürftige
Steinriegelmauern und schüttere Reihen von spanischen Reitern ge¬
schaffen werden. Was so bei Nacht mühsam entstand, wurde am fol¬
genden Tage durch das feindliche Feuer zertrümmert.
Zudem war diese Abwehrlinie sowohl auf dem Bruchrand als auch
südlich davon taktisch wenig günstig gelegen Hier wie dort verlief sie
auf dem feindwärtigen Hang der Höhen V. Hribach und Pecinka, zum
Teil auch in der Tiefe, von den italienischen Stellungen überhöht und
eingesehen. Selbstverständlich waren die hier eingesetzten Truppen gleich
zu Beginn eines feindlichen Vorbereitungsfeuers völlig abgeriegelt. Zum
Zurücknehmen dieses besonders gefährdeten Teiles der Front in die
sogenannte „lc-Linie", also auf die vorerwähnten Höhen, konnte sich
die öst.-ung. Führung jedoch nicht entschließen. Auf dem Wege nach
Triest sollte, insbesonders vor Fertigstellung der Kostanjevicastellung,
jeder Fußbreit Bodens gehalten werden.
Als Aushilfsmittel, um die Verluste während des feindlichen Ar¬
tilleriefeuers auf ein erträgliches Maß herabzumindern, sollte nach
Meinung des k. u. k. VII. Korpskmdos. die schon lange erwogene „dünne
Besetzung" der vordersten Linie (S. 654) dienen. Die zurückgehaltenen
Reserven wurden möglichst weit hinter die Front genommen, um sie vor
Zermürbung zu bewahren und um ihnen jene Erholung zukommen zu
lassen, die zur Erhaltung ihrer Kampfkraft dringend nötig war. Es
fehlten der Armee Boroevic eben nach wie vor starke Reserven, die es
ähnlich wie bei den Italienern gestattet hätten, ganze Heereskörper ab¬
wechselnd in Ruhequartiere verlegen zu können.
Die durch diese Verteilung der Kräfte heraufbeschworenen Gefahren
waren nicht gering. Es war sehr fraglich, ob die weit hinten stehenden
Reserven rechtzeitig einlangen würden, um die wegen der dünnen Be¬
setzung preisgegebenen Stellungen im Gegenangriff wieder nehmen zu
können, bevor sich der Feind darin mit Massen festgesetzt hätte. Auch
war anzunehmen, daß die Verluste der Reserven im Vorarbeiten durch
den Feuergürtel, den die italienische Artillerie während jeder Schlacht
hinter die Abwehrstellungen zu legen pflegte, nicht geringer sein wür¬
den als jene, die bei ausreichender Besetzung der vordersten Linie zu
gewärtigen waren. Demnach teilten weder alle Unterführer noch das
vorgesetzte Armeekommando die Hoffnungen, die das VII. Korpskmdo.
auf die neue Kampfweise setzte; doch unterblieb ein Eingreifen des
Armeekommandos, das allein die Sachlage zu ändern vermocht hätte1).
x) Anton Pitreich, Manuskript.