Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Beurteilung der Lage beim k. u. k. 5. Armeekommando 
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In der Tat zeigte die Lage vor der Armee Boroevic keine wesent¬ 
lichen Veränderungen. Es konnten auch keine auffälligen Vorbereitungen 
für eine große Angriffsschlacht, wie etwa das Einschießen neuer Batte¬ 
rien, ein erhöhter Bahn- oder Kraftwagenverkehr und ähnliche Ma߬ 
nahmen im Rücken des Feindes beobachtet werden. Die Gefechtstätigkeit 
hielt sich in den gewöhnlichen Grenzen des Stellungskrieges und nur 
die feindliche Lufterkundung war um ein Geringes lebhafter geworden. 
Bedenklicher war, daß seit dem 25. Juli eine Reihe von Funkstationen 
höherer italienischer Befehlsstellen im Räume Padua—Vicenza—Bassano 
ihre Sendungen unterbrochen hatte, und daß die Luftaufklärung am 
27. Juli größere Truppen- und Kolonnenbewegungen im Räume Bas¬ 
sano—Feltre—Treviso melden konnte. 
Die Unsicherheit der Lage war damit zu erklären, daß die italie¬ 
nische Heeresleitung bis ins kleinste gehende Vorsorgen getroffen hatte, 
um ihre Pläne möglichst lange geheim zu halten. Vor allem wurden die 
größeren Bewegungen, Märsche und Transporte zumeist während der 
Dunkelheit durchgeführt. Infolge der ausgezeichneten Vorbereitungen*) 
entging unserer Beobachtung die gerade in den Tagen um die Monats¬ 
wende durchgeführte wesentliche Verstärkung der italienischen Artillerie 
und der Minenwerfer vor dem Görzer Brückenkopf und in der Ebene 
westlich vom Mt. S. Michele (S. 27). 
Daß die verdächtige Ruhe an der Front beim Verteidiger kein Mi߬ 
trauen erweckt hatte, war nicht zuletzt auch dem Ausbleiben der zahl¬ 
reichen italienischen Überläufer zuzuschreiben, die sonst immer das 
sicherste Anzeichen für den nahen Beginn einer großen Angriffsschlacht 
gewesen waren. 
Da der Feind in der Lage war, seine vordersten Angriffstruppen 
an den wichtigsten Punkten im Durchschnitt nicht weiter als auf Sturm¬ 
entfernung vor den beabsichtigten Einbruchsräumen, gegen Artillerie- 
und Minenwerferfeuer gesichert, bereit zu stellen, bestand für ihn die 
Möglichkeit, den Verteidiger zu überraschen. Dieser Vorteil nebst der 
außergewöhnlich günstigen allgemeinen Lage und die starke Überlegen¬ 
heit an Streitkräften ließen einen Überfall verlockend und aussichtsreich 
erscheinen. War erst der Anfangserfolg errungen, auf den der Plan auf¬ 
gebaut war, so konnten später weiterreichende Ziele verfolgt werden. 
Die eigentliche Losung für den Angriff hieß „Görz", aber man wollte, 
*) Ausgiebige Tarnung aller Verkehrswege hinter der Front bis weit nach hin¬ 
ten, Besprengen der Straßen zur Verhinderung der Staubentwicklung, Fliegerdisziplin 
der Truppen bei allen Bewegungen, u. dgl. (Capello, I, 298).
	        
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