Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Herbst 1916 
ihr verlorengegangene Vorstellung wieder entrissen hatte, im Vollbesitz 
ihrer Linien. 
Am nächsten Tage gab es noch gelegentliche Feuerüberfälle und 
lebhaftes Geplänkel; auch diese Kampftätigkeit flaute rasch ab. Der 
Feind war erschöpft. 
Noch während die Schlacht vor Wladimir-Wolynski geschlagen 
wurde, traten an den russischen Generalstabschef Alexejew wichtige 
Fragen heran. Es galt, für, die weitere Kriegführung bedeutsame Ent¬ 
schlüsse zu fassen. Der Angriff, den die 9. Armee, Gen. Letschitzki, am 
äußersten Flügel des Zarenheeres von Dorna Watra aus gemeinsam mit 
den Rumänen vortragen sollte, kam nicht in Fluß. Letschitzki wartete 
auf die Verstärkung seiner auf weitem Räume verteilten Kräfte ; die 
Rumänen beschwerten sich, daß der General sie nicht unterstütze1),, und 
riefen nach der Schlacht bei Hermannstadt in Mohilew eindringlich um 
Hilfe. Alexejew sah ein, daß sein bisher verfolgter Operationsplan einer 
Umstellung bedürfe und teilte am 2. Oktober seine Auffassung über die 
Gesamtkriegslage dem Oberkommandierenden des Südwestheeres mit. 
Die Schwäche der nördlich des Pripiatj verfügbaren Artillerie erlaube 
nicht, dort die Deutschen ernsthaft anzupacken. Der Angriff der West¬ 
mächte schreite in Frankreich nur langsam fort. Deutschland könne 
daher genug Kräfte gegen die Rumänen werfen, die bereits eine emp¬ 
findliche Niederlage erlitten hätten. Die Absichten der Gegner in 
Siebenbürgen seien zwar noch nicht klar erkennbar, am gefährlichsten 
aber wäre — und Anzeichen sprächen dafür — ein kraftvoller Stoß in der 
Richtung Agiudu-nuou—Focsani. Er könne die russisch-rumänische Front 
entzweireißen, ja sogar zu einem Einfall in die Südprovinzen des Zaren¬ 
reiches führen. Durch einen anderen, gegen Galatz zielenden Stoß ver¬ 
möge der Gegner das rumänische Heer völlig einzukreisen. Um diesen 
Gefahren vorzubeugen, müsse man den Südflügel der 9. Armee auf 
Kosten der 8. und der „Besonderen Armee" ausgiebig verstärken, hin¬ 
gegen auf jeden weiteren Angriff gegen Wladimir-Wolynski verzichten. 
In die Dobrudscha wären ein bis zwei Korps von der Nord- und der 
Westfront abzusenden. 
Zu diesen Darlegungen verlangte Alexejew die Stellungnahme 
Brussilows. Dieser konnte sich den Beweisgründen des Generalstabschefs 
nicht verschließen und ging auf dessen Vorschläge ein; er bat nur um 
ein Korps als, strategische Reserve. Schon kündigte Alexejew am 
4. Oktober durch den Fernsprecher einen im Sinne dieses Meinungs- 
!) K 1 e m b o w s k i, 105 ff. — 2 a j o n t s c h k o w, s.k i j, 83.
	        
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