Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Der Plan der Russen für den neuerlichen Angriff gegen Kowel 383 
nützung des wesentlich verbesserten Bahnbetriebes rasch den jeweils 
bedrohten Abschnitten zugeschoben und dort ausschlaggebend in die 
Schlacht geworfen wurden. Nach erfüllter Aufgabe rückten diese Ein¬ 
greiftruppen wieder an die Bahn, um einer gleichen Arbeit an anderer 
Stelle gewärtig zu sein. So vervielfältigte das Oberkommando Ost gleich¬ 
sam seine den Massen der Russen zahlenmäßig unterlegenen Abwehr- 
kräfte und brachte im richtigen, entscheidenden Augenblick doch immer 
eine genügende Truppenmacht zusammen, um einen Durchbruch des 
Feindes zu verhüten. Dieses System fliegender Reserven hatte sich schon 
im Hochsommer vortrefflich bewährt und blieb auch für die Folgezeit 
das einzig mögliche Mittel, die Verteidigung erfolgreich zu führen. 
Unterbleiben des Angriffes der russischen Westfront 
Die Führung der Verbündeten hatte zur Monatswende August—Sep¬ 
tember auch mit einem Angriff der Russen auf die Armeegruppe Bern- 
hardi gerechnet (S.378). Die Armee Gurko begann denn auch am 
31. August ein stärkeres Artilleriefeuer auf die deutsche 107. ID. und 
auf das k. u. k. II. Korps abzugeben und setzte in den nächsten Tagen 
die Erdarbeiten im Vorgelände fort, aber sowohl in diesem Frontab¬ 
schnitte wie beim Korps Fath, wo die Gruppe Kneußl am 31. August 
und am 1. September lebhafter als vorher beschossen wurde, unterblieb 
der erwartete Ansturm des Feindes. Die Gefechtstätigkeit bei Bernhardi 
sank seit dem 3. September auf das übliche Maß des defensiven Stel- 
lungskampfes zurück. 
Der russische Generalstabschef Alexejew hatte dem Oberkomman¬ 
dierenden der Westfront, dem Gdl. Ewert, bewilligt, den Angriff auf 
Kowel am 2. September zu eröffnen (S. 362). Hiezuhatte Gen. Gurko am 
29. August die noch von seinem Vorgänger Bezobrazow vorbereiteten 
Befehle an die Unterführer ausgegeben; er selbst bezweifelte aber die 
Möglichkeit eines Erfolges (S.378). Der Angriff sollte aus der starken 
Mitte heraus mit drei Korps (XXX. und beide Gardekorps) erfolgen1). 
Für die 3. Russenarmee hatte Gen. Lesch erst am 30. die endgültige 
Schlachtordnung anbeföhlen2) ; diese Verzögerung mag durch die 
Gegenstöße des Korps Hauer bei Tobol beeinflußt worden sein. Bis zum 
1. September sollte das XXXIV. Korps links neben dem III. den Brücken- 
x) Z a j o n t s c h k o w s k i j, 64. 
2) Ebenda, 61 ff.
	        
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