Vergebliche Angriffe der Russen gegen die Front Litzmanns
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Mitte und Nordflügel der 11. ID. waren vormittags an mehreren
Stellen eingebeult, die 70. HID. südlich von Szelwow war durch die
2. SchD. des XXXX. Russenkorps durchbrochen worden. Der erste, von
Kräften der Honvéd versuchte Gegenschlag mißglückte. Da aber die
in die Front des Korps Szurmay eingeschobenen deutschen Bataillone
standhaft aushielten, konnten die Einbrüche der Russen leichter begrenzt
und die Eindringlinge mit Hilfe der Reservegruppe „Nord" Litzmanns,
der GO. Tersztyánszky noch ein deutsches Infanterieregiment überließ,
überall zurückgedrängt werden. Vor der 10. LD. des Korps Csanády
holte sich die mehrmals anrennende 4. SchD. der Russen eine blutige
Abfuhr1). Den Nordflügel des Korps sowie den Bereich des deutschen
X. Korps, dessen Führung an diesem Tage GLt. Schmidt-Knobelsdorf
übernahm, behelligte der Feind nur durch abstreuendes Geschützfeuer.
Über Nacht blieb die Lage an den Brennpunkten der Schlacht, bei
Szelwow und Korytnica, noch etwas ungeklärt. GO. Linsingen schob der
4. Armee zur Verstärkung der Armeegruppe Litzmann aus Kowel ein
deutsches Regiment bis zum nächsten Morgen nach Iwaniczy zu; der
benachbarten Gruppe Beckmann hatte Marwitz leichte und schwere Bat¬
terien zuzusenden.
Am 1. September, bei Tagesgrauen, waren von den Verbündeten
im Gegenangriff die vordersten Gräben südlich von Szelwow vollstän¬
dig, jene bei Korytnica hingegen noch nicht gänzlich wiedergewonnen.
An der ganzen Front Litzmanns, von der 108. ID. angefangen, flackerte
sogleich wieder ein lebhaftes Gefecht auf. Der Feind ließ nicht locker
und versuchte Vorstöße gegen das Korps Szurmay, die jedoch an der
festen Abwehr scheiterten. Mittags fielen starke russische Kräfte den
Nordflügel der Gruppe Beckmann neuerlich mit Wucht an und stießen
bei Korytnica gegen Westen vor. Doch der Sturmkeil wurde von den
Verteidigern rasch aus zwei Fronten unter ein vernichtendes Feuer
genommen und mußte unter schweren Verlusten zurückfluten. Hierauf
liefen die Russen wiederholt gegen den durch Infanterie verstärkten
Abschnitt der 2. GKBrig. zwischen Korytnica und Pustomyty an, bra¬
chen aber jedesmal vor den Hindernissen zusammen.
Die blutigen Einbußen des Feindes während des zweitägigen er¬
bitterten Ringens waren sehr groß, die Verbündeten führten über
1100 Gefangene ab. Die Gegenstöße bei Korytnica hatten aber auch
den Verteidigern viele Streiter gekostet, weshalb sich Gdl. Litzmann
auf diesem Teile der Walstatt mit der Behauptung der erreichten Linien
*) Sichelstiel, SchR. 24,, 118.