Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Die Westmächte und der Krieg 
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hängig machten, so lehnten sie eine solche Reform für die südslawischen 
Gebiete Zisleithaniens entschieden ab im Hinblick auf die Gefahren, die 
daraus der über diese Länder ausgebreiteten deutschen Ober- und Mit¬ 
telschichte drohen mochten. Fanden sich Deutsche und Polen immer¬ 
hin bedingungsweise, wenn auch mit sehr verschiedenen Zielen, in der 
Forderung nach einer Sonderstellung Galiciens, so liefen die Slawen 
„Westösterreichs" gegen solche Pläne umso heftiger Sturm, da sie — 
aus ihrem Blickfelde nicht zu Unrecht — in einer etwaigen Verwirk¬ 
lichung dieser Pläne eine Stärkung der deutschen Stellung erblickten. 
Über alldem lastete die durch den 1867er Ausgleich geschaffene Zwei¬ 
staatlichkeit des Reiches, ohne deren Überwindung an eine wirklich er¬ 
sprießliche Umbauarbeit nicht zu denken war. 
Die Entente 
Auf dem Gebiete der Außenpolitik hatte es sich der Minister des 
Äußern, Baron Burián, von Anbeginn zur Richtschnur genommen, „immer 
an den Frieden zu denken" und auch Bethmann-Hollweg bestätigt in 
seinen Erinnerungen1), daß auf Seite der Mittelmächte seit Beginn des 
Jahres 1915 „dauernd festzustellen versucht wurde, ob sich Friedens¬ 
besprechungen anknüpfen ließen". Alle Fühler waren aber wenigstens 
in den ersten zwei Kriegs jähren ergebnislos ausgestreckt worden. Frank¬ 
reich beharrte nicht nur darauf, Elsaß-Lothringen zurückzugewinnen, 
sondern dehnte seine Kriegsziele auch auf das linke Rheinufer und auf 
den türkischen Besitz in Syrien aus; es geriet zudem von Monat zu 
Monat mehr in die wirtschaftliche Abhängigkeit von Großbritannien. In 
Italien war die Kriegsstimmung von Haus aus nicht so stark wie jenseits 
der Seealpen und das Ausbleiben eines Kriegserfolges am Isonzo tat ein 
übriges, die Begeisterung immer wieder zu dämpfen. Wirtschaftliche 
und soziale Schwierigkeiten häuften sich mit zunehmender Kriegsdauer. 
Dennoch gelang es den Regierungen auch hier immer wieder, die Lage 
zu meistern. Nachdem das Kabinett Salandra im Juni 1916 unter dem 
Eindruck der öst.-ung. Offensive gestürzt worden war, bildete Boselli ein 
Ministerium auf breiterer Grundlage. Baron Sonnino, der Außenminister 
geblieben war, ließ weder Freund noch Feind im Unklaren darüber, daß 
er schon wegen der Gefahr eines Umsturzes im Innern eine vorzeitige 
i) Burián, Drei Jahre aus der Zeit meiner Amtsführung im Kriege (Berlin 
1923), 130. — Bethmann-Hollweg, Erinnerungen und Betrachtungen (Berlin 
1921), II, 54.
	        
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