Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Weltlage im Sommer 1916 
die Formen des Kreuzerkrieges zurückführen, um bald darauf die 
U-Boote überhaupt aus den britischen Gewässern abzuziehen. 
Im Jahre 1916 sah die Welt zum ersten- und zugleich zum letzten¬ 
mal in diesem Kriege die größten Flotten ihre Kräfte auf hoher See 
messen. Wenn die Reichsmarineleitung zu Kriegsbeginn gehofft hatte, 
das Mißverhältnis zwischen ihrer und der britischen Kriegsmarine durch 
den kleinen Krieg zu bessern, so erkannte sie schon im ersten Kriegs- 
winter das Unzulängliche dieses Verfahrens. Aber ein wirklicher Wandel 
trat doch erst im Jänner 1916 mit der Berufung des Vizeadmirals Scheer an 
die Spitze der deutschen Hochseeflotte ein 1). Er forderte am 31. Mai 1916 
durch die Ausfahrt seiner Geschwader in das Skagerrak die auf der 
Reede von SkapaFlow liegende britische Hochseeflotte unter dem Ad¬ 
miral Jellicoe zum Kampfe heraus. Die Vorhut der Briten wich vor der 
deutschen Aufklärungsflotte gegen Nordwesten zurück und zog die deut¬ 
schen Hauptkräfte nach, indes die englischen Großkampfschiffe unter dem 
Schutze der Abenddämmerung dem Gegner den Rückzug in die deutsche 
Bucht zu verlegen trachteten. Vizeadmiral Scheer aber schlug sich gegen 
Mitternacht unter rücksichtslosem Einsatz der Schlachtkreuzer und der 
Torpedoboote nach Süden durch und erreichte tags darauf unbehelligt 
die Heimatküste. Von 37 britischen Großkampfschiffen und 105 leichte¬ 
ren Einheiten gingen 1 Großkampfschiff, 3 Schlachtkreuzer, 4 Panzer¬ 
kreuzer, 2 kleine Kreuzer und 13 Zerstörer auf den Grund. Die Deutschen 
büßten von ihren 21 Schlachtschiffen und ihren 72 leichten Einheiten 
einen Schlachtkreuzer, ein älteres Panzerschiff, vier kleine Kreuzer und 
fünf Torpedoboote ein. Der taktische und moralische Erfolg war un¬ 
zweifelhaft auf deutscher Seite. Die deutsche Hochseeflotte hatte nach 
zweijähriger, ihr aufgezwungener Untätigkeit einen überzeugenden Be¬ 
weis ihrer technischen und moralischen Vorzüge geliefert. Aber ebenso 
eindrucksvoll war am Skagerrak die durch nichts auszugleichende mate¬ 
rielle Überlegenheit der britischen Seestreitkräfte über die deutschen 
zutage getreten. Daher betonte unmittelbar nach der Schlacht Vizeadmiral 
Scheer, daß England im offenen Kampfe zur See nie und nimmer zum 
Frieden zu zwingen sein werde, sondern einzig und allein durch den 
rücksichtslosen Einsatz der deutschen U-Boote im Wirtschaftskrieg. Er 
berührte damit eine Frage, die gerade in den letzten Monaten die füh¬ 
renden Männer Deutschlands wieder besonders beschäftigt hatte. Auf 
Drängen der militärischen und maritimen Behörden war im Februar 1916 
zum zweitenmal der verschärfte Tauchbootkrieg gegen bewaffnete Han- 
1) Scheer, Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg (Berlin 1920), 147.
	        
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