Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug in Siebenbürgen 
gestattete Durchfuhr von Munition nach der Türkei, als dies vor der 
Niederwerfung Serbiens in Frage kam, hatte der Minister des Äußern 
Burián entschieden abgelehnt1). Ein Anschluß Rumäniens an die Mittel¬ 
mächte wäre für Bratianu höchstens bei einem völligen Niederwerfen 
Rußlands in Betracht gekommen. Auf einen solchen Erfolg vermochten 
die beiden Kaisermächte aber auch nach dem Siegeszuge von Gorlice 
bis über Brest-Litowsk im Sommer 1915 nicht hinzuweisen. Aus die¬ 
sem Grunde konnten Wiener Versprechungen auf Angliederung Bes- 
sarabiens an Rumänien in Bukarest insolange keine Wirkung erzielen, 
als keine Aussicht auf Eroberung dieses Landes durch die Mittelmächte 
bestand. So setzte Bratianu, der den Glauben an den Sieg der Entente 
nie verlor2), seine Schaukelpolitik bis zu einem ihm für den Anschluß 
an die Entente günstig scheinenden Zeitpunkt fort. 
In Übereinstimmung mit dieser Politik Bratianus sah sich die rumä¬ 
nische Heeresleitung auch zu militärischen Maßnahmen veranlaßt. 
Diese fandien in der Armee, namentlich im Offizierskorps, freudigen 
Widerhall. Außer d¡em später noch näher auszuführenden Ausbau des 
Heeres verfügte die Heeresleitung im August 1915 die Sicherung der 
Grenzen gegen Österreich-Ungarn und später, im Februar und März 1916, 
jene der Grenze gegen Bulgarien durch stets auf Kriegsstand gehaltene 
Deckungstruppen. Die Sicherung gegen die Donaumonarchie mag da¬ 
mals der Besorgnis entsprungen sein, daß die erfolgreich vordringenden 
Heere Österreich-Ungarns und Deutschlands, die sich eben der russi¬ 
schen Zentralfestung Brest-Litowsk näherten, nach einem vernichtenden 
Siege über das Zarenheer Rumänien mit Waffengewalt zum Anschluß 
an die Mittelmächte zwingen könnten. In der Tat hatte Gdl. Falken¬ 
hayn diesen Gedanken — allerdings erst nach der Niederwerfung 
Serbiens — ernsthaft in Erwägung gezogen3). Doch auch als solche. 
Sorgen von Rumänien gewichen waren, blieben die Deckungstruppen in 
den Grenzräumen und waren jederzeit für das Einbrechen in gegne¬ 
risches Gebiet bereit. 
Bratianus ganzes Streben ging dahin, die von Rumänen bewohnten 
Gebiete Ungarns unter möglichst geringen Opfern zu gewinnen. Hiefür 
weitgehende Sicherheiten zu erlangen, galt all sein politisches Handeln. 
1) Burián, Drei Jahre aus der Zeit meiner Amtsführung im Kriege (Berlin 
1923), 56. — C z e r n i n, Im Weltkriege (Berlin 1919), 125 f, 139 ff. — T i s z a>( 
Briefe 1914—1918 (Berlin 1928), I, 255. 
2) C z e r n i n, 127. 
3) Falkenhayn, Heeresleitung, 173.
	        
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