Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Russisch-rumänische Vereinbarung vom Oktober 1914 
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Ungarns, wobei in der Bukowina die Abgrenzung nach dem Mehrheits¬ 
prinzip der Nationalität der Bewohner vorgenommen werden sollte. Die 
Bestimmung des Zeitpunktes für die Besitznahme der zugestandenen 
Gebietsteile blieb dem Ermessen Rumäniens vorbehalten. Rußland ver¬ 
sprach überdies, sich um die Zustimmung Frankreichs und Englands 
zu diesen Abmachungen zu bemühen1). 
Diese neun Tage vor dem Tode des Königs Karl abgeschlossene 
russisch-rumänische Vereinbarung blieb fortan die Richtschnur für 
Bratianus politisches Handeln. Fraglich war nur der Zeitpunkt, zu dem 
Rumänien die Waffen gegen seine bisherigen Verbündeten erheben 
würde. Und als Zeichen des Dankes für die Zusicherung aus Peters¬ 
burg wurde jetzt (anfangs Oktober 1914) das aus der Moldau sich 
ergänzende rumänische IV. Korps (Jassy), das bei Ausbruch des Welt¬ 
krieges zum Schutz gegen allfällige russische Grenzüberschreitungen 
mobilisiert worden war, auf Friedensstand versetzt. 
Nun begann eine scheinbar schwankende Politik Rumäniens, die 
Bratianu, der ein überzeugter Anhänger der Entente war, sehr geschickt 
zu leiten verstand2). Er hatte bestimmenden Einfluß auf den willens¬ 
schwachen König Ferdinand und durfte sich der Unterstützung der 
ehrgeizigen, englandfreundlichen Königin Maria erfreuen. Das Ver¬ 
halten Rumäniens wurde von jetzt an vornehmlich von der allgemeinen 
Kriegslage, und im besonderen von den jeweiligen Machtverhältnissen 
auf dem russischen Kriegsschauplatz beeinflußt. Die k. u. k. Heereslei¬ 
tung bekam dies zwei Jahre lang zu spüren. Wiederholt mußte sie in 
ihren operativen Maßnahmen auf Rumänien Rücksicht nehmen und 
immer darauf bedacht sein, einen Mißerfolg in Ostgalizien und in 
der Bukowina zu vermeiden. 
Es fehlte natürlich auch nicht an Versuchen, Rumänien in das 
Lager der Mittelmächte herüber zu ziehen. Mehr als einmal wurde 
über freiwillige Abtretungen öst.-ung. Gebietes, denen Deutschland 
sehr das Wort redete, zwischen Wien und Bukarest verhandelt. Bra¬ 
tianu zeigte sich aber stets nur geneigt, für die ihm angebotenen Teile 
der Bukowina — die Abtretung siebenbürgischen Bodens kam bei dem 
Widerstande des ungarischen Ministerpräsidenten Gf. Tisza nicht in 
Frage — lediglich die Neutralität als Gegenleistung zuzugestehen. Ge¬ 
bietsabtretungen als Entgelt für die von Rumänien übrigens niemals 
1) D a b i j a, Armata romàna in räsboiul mondial (1916—1918) (Bukarest) 
3, 19 ff. — Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 185. 
2) Radoslawoff, Bulgarien und die Weltkrise (Berlin 1923), 204. 
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