Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Die Hilfeleistungen der Deutschen 
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öst.-ung. Nordheeres in seiner Gesamtheit bedenklich gelitten, mochten 
sich auch zahlreiche Truppenteile noch hervorragend schlagen. Wohl 
waren Mißerfolge und Stunden der Bedrängnis auch den reichsdeutschen 
Mitstreitern nicht erspart geblieben. Aber fast nie hatten sie solchen 
Umfang angenommen wie in den Abschnitten, in denen öst.-ung. Trup¬ 
pen auf sich allein angewiesen waren. Auch die Kosakenfurcht kam als 
Erbübel aus den ersten, so verlustreichen Schlachten wieder manchen¬ 
orts zur Geltung. Begreiflich, daß die Führung jeder neuen Wider¬ 
standsprobe mit wachsender Sorge entgegensah. 
In dieser materiellen und seelischen Not mußte immer wieder der 
Bundesgenosse einspringen. Er tat es, allem eigenen Ungemach im 
Westen zum Trotz, das auch ihn einer moralischen Krise keineswegs 
überhob, nach besten Kräften. An allen Teilen der Front tauchten all¬ 
mählich deutsche Bataillone auf, ,,Korsettstangen", wie sie der preußi¬ 
sche Soldatenwitz ohne übermäßige Rücksicht auf die Empfindlichkeiten 
des ,,Bruders Schnürschuh" nannte. Und geschichtliche Wahrhaftigkeit 
verpflichtet zu der Feststellung, daß in jenen kritischen Wochen die 
Sicherheit einer Stellung vielfach nur dann gewährleistet war, wenn 
deutsche Truppen an der Behauptung mitwirkten. Unvergleichlich rei¬ 
chere Ausstattung der deutschen Verbände mit Kampfgerät trug selbst¬ 
verständlich das Ihrige zu dieser Erscheinung bei. Gewiß ist es richtig, 
daß es bei alldem auch nicht ohne Reibung abging. Der reichsdeutsche 
Helfer fand nicht immer die richtige Art, sich dem bedrängten Bundes¬ 
genossen an die Seite zu stellen. Es fehlte ihm wohl auch an dem Ver¬ 
ständnis für die außerordentlich schwierigen Verhältnisse, unter denen 
das habsburgische Völkerreich den Krieg führte, und die mit zunehmen¬ 
der Kriegsdauer immer verwickelter wurden. Nicht selten war er mit 
einem harten Urteil früher bei der Hand, als es seine Kenntnis der 
Dinge und die Umstände rechtfertigte. Daraus entstanden Verstim¬ 
mungen und wohl auch schwerere Mißhelligkeiten, allerdings weniger 
bei den Truppen selbst, wo die Kämpfer und Unterführer der öst.-ung. 
Wehrmacht das Erscheinen des deutschen Freundes doch fast immer mit 
einem befreienden Aufatmen begrüßten, als vielmehr bei den k. u. k. 
Stäben, wo der Einsatz der zahlreichen deutschen Befehlsstellen in zu¬ 
nehmendem Ausmaße als bitter bis zur Unerträglichkeit empfunden 
wurde *) und man in Augenblicken der Entspannung dann auch nur 
allzuleicht der Sehnsucht vergaß, mit der man der Hilfe des Bundes- 
!) Vgl. u. a. Werkmann, 60 ff., wo die Verhältnisse beim Heeresgruppen¬ 
kommando Erzherzog Karl (Generalstabschef Seeckt) geschildert werden.
	        
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