Kritische Lage bei der k. u. k. 4. Armee
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auf den Abschnitt Leonhardi, über. Das Armeekmdo. schärfte dem FML.
Szurmay ein, seinen rechten Flügel nicht nach Südwesten, sondern höch¬
stens gegen Westen abdrängen zu lassen. Im Laufe des Nachmittags
gelang es sodann, durch einen von FML. Leonhardi mit Hilfe deutscher
Truppen geführten Vorstoß die 10. KD. gegen Nordosten vorwärts zu
bringen. An deren Nordflügel halfen Ulanen der 2. GKBrig., die Ver¬
bindung zur 11. ID. zu festigen. Auch diese gewann gegen Bubnow
etwas Raum, ihr linker Flügel schloß mit der 4. IBrig. bei Wojnin ¡an
die 70. HID. an. Hier und bei Szelwow konnten dann bis zum Aben4
alle Anschläge des Feindes abgewiesen werden. Beim X. Korps be¬
haupteten die 13.SchD. — die erste Linie hielten die Székler — und
die 2. ID. ihre seit Mittag bezogenen Abschnitte. Der am Nordflügel an¬
gesetzte Gegenangriff der Gruppe Wurja hatte vollen Erfolg und
führte in einem Zuge zum Wiedergewinn der vormittags verlorenen
Zwischenstellung, so daß die Frontstrecke der 37. HID. ausgeglichen
und fester Anschluß an das Korps Lüttwitz genommen werden konnte.
Spät abends mahnte GO. Tersztyánszky die Korpsführer noch eindring¬
lich, sich an die dermaligen Stellungen mit Rücksicht auf die Nachbar¬
fronten zäh festzuklammern und alles aufzubieten, damit kein neuerlicher
Rückschlag erfolge.
Der gar nicht überlegene Feind hatte der 4. Armee eine schwere
Niederlage bereitet. Binnen wenigen Stunden war die Front in ganzer
Breite auf 2 bis 5km zurückgeschleudert worden; der Schlag der Russen
hatte unter den öst.-ung. Truppen verheerend gewirkt. Vom Feuer¬
gewehrstand war etwa die Hälfte, rund 15.000 Mann, dahingeschwun¬
den x), 90 Maschinengewehre und 45 Geschütze hatte man dem Feinde
preisgegeben2). Die große Einbuße der Artillerie erklärte sich aller¬
dings daraus, daß die Batterien feuernd ausgeharrt hatten, bis sie im
Nahkampf überwältigt wurden. So war die Bedienung einer Batterie
von russischen Reitern buchstäblich niedergesäbelt worden. Sehr betrüb¬
lich aber war die Feststellung, daß der Gefechtswert der Infanterie, na¬
mentlich bei den ruthenischen Regimentern, sehr gering war, und daß
1) Die dem Armeekmdo. abends vorliegenden Standesmeldungen ergaben über
den Umfang der Verluste ein bezeichnendes Bild: 22. IBrig. der 11. ID.: 600 Feuer¬
gewehre, 4. IBrig.: 1850 Feuergewehre; 70. HID.: 940 Feuergewehre (3 Regimenter
zählten zusammen nur 170 Mann); halbe 13. SchD. samt IR. 82: 1300 Feuergewehre;
2. ID. samt SchR. 1: 2600 Feuergewehre; 37. HID.: 600 Feuergewehre, dazu noch
1700 des SchR. 24 samt einem Bataillon des deutschen IR. 378, das in der ersten
Linie stand,
2) Die 70. HID. allein verlor 33 Geschütze.