Einbruch der Russen bei Szelwow
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Reiter fielen Batterien an und attackierten aus der entblößten Nord¬
flanke der 11. ID. die Regimentsstäbe der 22. Infanteriebrigade. Als
auch feindliche Infanterie von Liniew nach Süden vordrang, versuchte
GM. Obauer um 7h vorerst, den linken Flügel hinter Bubnow zurück¬
zubiegen. Aber bald geriet die ganze Front ins Wanken, das auch die
10. KD., GM. v. Bauer, mitzog. Als FML. Szurmay durch seine letzte
Kraft, die Husarenregimenter 9 und 13, die Wege westlich von Bubnow
sperren wollte, mußte GM. Bauer melden, daß er diese Truppen bereits
in eine zwischen seinen Reitern und der 11. ID. aufgesprungene Lücke
eingesetzt habe und kaum mehr freimachen könne.
Unterdessen waren die Honvédregimenter des GM. Goldbach nach
äußerst verlustreichem Kampfe bis auf die Höhen östlich von Szelwow
zurückgeworfen worden. Die Artillerie, die bis zum letzten Augenblick
feuerte, hatte schon vier Batterien dem Feinde überlassen müssen. Das
IR. 90 schickte sich von Wojnin zum Gegenstoß nach Osten an. Nun
befahl GO. Tersztyánszky um 8h, die 4. IBrig. (IR. 89 und 90) einheit¬
lich gegen Koszewo zum Gegenangriff anzusetzen, der auch die 11. ID.
und die 70. HID. wieder vorreißen sollte. Überdies sollte Szurmay die
zwei Reiterregimenter der 10. KD. — die aber bereits ausgespielt waren
— als bewegliche Reserve bei Korytnica bereitstellen.
Das k. u. k. X. Korps, das mit der 2. und der 4. SchD. des
XXXX. Russenkorps zu fechten hatte, kam nicht glimpflicher als sein
rechter Nachbar davon. Die rasch erfolgte, einer Vernichtung gleich¬
kommende Niederlage der 208. HIBrig. hatte die rechte Flanke der
13. SchD. (26. SchBrig.) aufgerissen. FML. Csanády sandte eilends das
Székler IR. 82 seinem bedrohten Südflügel zu Hilfe. Während sich
FML. Edi. v. Kaiser, der Führer der 13. SchD., gegen eine Umfassung
aus Süden zu sichern suchte und einen Vorstoß der Russen gegen
seine Front zurückschlug, wurde nach 6*1 früh die nördlich an¬
grenzende, vom GM. Ritt. v. Jemrich befehligte 2. ID. überrannt. Jetzt
mußte die 13. SchD., beiderseits arg gefährdet, zurück. Das IR. 82
konnte nur mehr die gelichtete 26. SchBrig. aufnehmen1). GM. Jemrich
vermochte zwar den Nordflügel seiner 2. ID. auf kurze Zeit etwas vor¬
zubringen, doch die Russen antworteten mit einem neuen Angriff und
fielen auch die anschließende 37. HID. an. Um die 2. ID. stützen zu
können, ordnete der Korpsführer mit Genehmigung des Armeekomman¬
danten das Vorziehen der 25. SchBrig. aus Kol. Dubrowa an. Ein Befehl
1) Die Geschichte des k. u. k. Székler Infanterieregimentes Nr. 82, 1883—1919
(in ungarischer Sprache, Budapest 1931), 158 ff.