Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Verhandlungen über den Oberbefehl an der Ostfront 
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Abwehrfront ohne zeitraubende Zwischen Verhandlungen zu disponie¬ 
ren"1). Als diese Zentralstelle dachte man sich das Oberkommando 
Hindenburg; aber die völlige Ausschaltung der öst.-ung. Heeresleitung 
bei der Kriegführung gegen Rußland lag dabei doch nicht im Sinne 
der Wiener Kreise. Der Ballhausplatz hing vielmehr der etwas unklaren 
Lösung nach, daß Hindenburg als Oberbefehlshaber der gesamten Ost¬ 
front irgendwie dem Erzherzog Friedrich persönlich, unter mehr oder 
minder scharfer Ausschaltung Conrads, unterzuordnen wäre2). Diesen 
Vorschlägen gegenüber vertrat Erzherzog Friedrich die Meinung, daß 
es am richtigsten wäre, Hindenburg beiden Heeresleitungen gemeinsam 
zu unterstellen. 
Unterdessen war aber in der zweiten Julihälfte die Spannung an 
der russischen Front noch beängstigend gewachsen, und gleichzeitig 
wurde das Verhalten Rumäniens von Tag zu Tag bedrohlicher. Zwi¬ 
schen dem Pripiatj und den Karpathen standen bereits, mit den k. u. k. 
Truppen eng vermengt, achtzehn deutsche Divisionen, und weitere mu߬ 
ten folgen, zumal dann, wenn Rumänien ernst machte. Nun wandte sich 
am 23. Juli der Deutsche Kaiser aus dem Hauptquartier Charleville an 
seinen öst.-ung. Bundesgenossen: „Die Vorgänge auf unserer gemein¬ 
samen Ostfront veranlassen mich, morgen auf einige Tage nach Pleß zu 
fahren, wohin ich mir den Feldmarschall Hindenburg bestellt habe. Ich 
bitte Dich, auch dem Erzherzog Friedrich und dem General von Hötzen- 
dorff3) zu gestatten, mich dort zu einer Besprechung aufzusuchen. Die 
Lage im Osten erscheint mir so ernst, daß man entsprechende Ma߬ 
nahmen erwägen muß, zu welchen ich alsdann Deine Genehmigung 
erbitten werde." 
An dem gleichen Tage trat Gdl. Falkenhayn an seinen öst.-ung. 
Kollegen mit dem überraschenden Vorschlag heran, er möge zustimmen, 
daß Hindenburg statt des Befehles über den Nordflügel der Ostfront, 
den er zur Zeit noch führte, den über die Front zwischen Pripiatj und 
Dniester übernähme. Conrad, der eben von einer Audienz aus Wien 
zurückgekehrt war, erklärte sich bereit, die Annahme dieses Vorschlages 
bei seinem Monarchen zu befürworten. Kaiser Franz Joseph gab am 
24. seine Zustimmung. Nunmehr erhob aber Hindenburg Einspruch, für 
!) Burián an seinen Vertreter beim AOK., Gf. Thum, Wien, am 18. Juli 
1916, 6^ 30 abends (Haus-, Hof- und Staatsarchiv). 
2) Gesandter Freih. v. M u s u 1 i n an den Stellvertreter Thums, Ritt. v. Wies¬ 
ner, Wien, am 22. Juli; Thurn an Buriañ, Tesçhen, am gleichen Tage (ebenda). 
3) Schreibweise des Telegramms für Conrad v. Hötzendorf.
	        
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