Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Das Ringen im Osten von Ende Juli bis Ende August 
bereitwilligen Unterstützung Ausdruck gefunden, die von den ma߬ 
gebenden Kreisen in Wien und Budapest den reichsdeutschen Bestrebun¬ 
gen nach Schaffung der „Hindenburg-Front" im Osten und einer 
Obersten Kriegsleitung, an deren Spitze der Deutsche Kaiser treten 
sollte, geliehen wurde. 
Die Frage einer Betrauung des GFM. v. Hindenburg mit dem Ober¬ 
befehl über die ganze Ostfront bildete bereits zu Anfang des Monats Juli 
einen wichtigen Punkt des diplomatischen Schriftenwechsels zwischen 
Wien und Berlin1). Dabei erfuhr man allerdings schon am 4. Juli auf 
dem Ballhausplatz, daß die in Berlin erörterte Absicht nicht zuallerletzt 
auch darauf hinauslief, den Einfluß des Generalstabschefs, Gdl. Erich 
v. Falkenhayn, auf die Kriegführung beträchtlich zurückzudrängen2). In 
der Tat war auch die Stellung Falkenhayns, und zwar nicht erst seit 
kurzem, stark ins Wanken geraten. Der General selbst leitet in seinen 
Tagebuchaufzeichnungen diesen Verlust an Geltung vor allem auf die 
Gegnerschaft des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg zurück, die von 
einem im Mai 1916 entstandenen Meinungsstreit über die Führung des 
U-Bootkrieges ausgegangen war. Gewiß ist aber, daß Falkenhayn seither 
auch das Vertrauen der Armee und der gesamten reichsdeutschen Öffent¬ 
lichkeit in erheblichem Maße verloren hatte, indes der greise Recke 
Hindenburg immer mehr zum ,,Heros der Nation" emporwuchs, als den 
ihn der Deutsche Kaiser bei Gelegenheit an den Stufen des Domes von 
Kowno feierte. Im übrigen fühlte Falkenhayn selbstverständlich sehr 
gut heraus, was das Bemühen, die Person des Feldmarschalls stärker in 
den Vordergrund zu stellen, für ihn bedeute. Zwar machte er sich auf 
Befehl seines Obersten Kriegsherrn zum Dolmetsch der jenem Bemühen 
entspringenden Wünsche; aber sein Bedauern war sicherlich nicht allzu 
groß, als Conrad bei der Besprechung in Berlin am 18. Juli (IV. Bd., 
S. 644) den Plan, eine von der Ostsee bis zur rumänischen Grenze rei¬ 
chende Hindenburg-Front zu schaffen, die unmittelbar der DOHL. unter¬ 
stellt sein sollte, entschieden zurückwies. 
Auch Kaiser Franz. Joseph und sein Außenminister Burián pflich¬ 
teten diesem Verhalten Conrads bei. Wohl war erst einige Tage zuvor 
in einer Konferenz unter dem Vorsitze des Herrschers „die Opportunität 
einer Vereinheitlichung der Kommandoführung an der gesamten Ost¬ 
front" besprochen worden; diese Vereinheitlichung sollte es ermög¬ 
lichen, „von einer Zentralstelle aus über die gesamten Truppen der 
*) Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 
2) 2 w e h 1, Erich v. Falkenhayn (Berlin 1926), 210 ff.
	        
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