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schen aller Nationen und Farben, vom weißen Europaͤer
bis zum schwaͤrzesten Athiopier, das Gemisch der eigen—
thümlichsten, verschiedenartigsten Trachten, — alles dieß
und noch viel mehr, hielt mich gebannt auf dem Ver—
decke. Die Stunden flohen gleich Augenblicken dahin,
für“ mich kam die Zeit der Ausschiffung viel zu früh, obwohl
ich von früh 3 Uhr bis 8 Uhr stand, und nichts als schaute.
Alle Müheseligkeiten der Reise fand ich reich belohnt,
ich war glücklich in dem Anblicke dieser wunderbaren, mor⸗
genlaͤndischen Bilder, und hätte nur gewünscht, ein Dichter
zu sein, um dieses Wundervolle, Herrliche schildern zu können.
Zu Topana an's Land zu steigen, und von Lohn—
dienern und Hamaks (Lastträägern) umschwaͤrmt zu wer—
den, ist das Loos jedes Reisenden. Man ist weder Herr
seines Willens, noch seiner Sachen. Der eine rühmt die—
sen Gasthof, der andere jenen *). Die Träger raufen
und schlagen sich um die Effekten, die Zollaufseher kom—
men oft mit dem Stock dazwischen und machen Ord—⸗
nung. Dann werden die Koffer visitirt, was jedoch mit einem
Trinkgelde von zehn bis zwanzig Kreuzern bald abgethan ist.
Sehr wohl thut man, schon vor der Ausschiffung
einen Gasthof zu bestimmen, in dem man absteigen will.
Es gibt immer Reisende auf dem Schiffe, die entwe der
da heimisch, oder doch wenigstens recht gut bekannt sind;
diese haben dann schon die Gefälligkeit, hierüber Rath
zu ertheilen. Auf solche Art kann man den geldgierigen
Lohndienern gleich den Abschied geben, und braucht nur
dem Träger den Gasthof zu nennen.
Die Gasthöfe für die Franken (so heißen im Oriente
alle Europäer) sind in Pera. Ich stieg bei der Witwe
Madame Balbiani ah. Man 'ist bei dieser Frau in jeder
Hinficht trefflich aufgehoben. Reinliche Zimmer mit der
) Sie, bekommen 'v on dem Wirthe 1 Thaler für jeden Reisen⸗
den, welchen sie ihm zuführen.“