Volltext: Gedenket der vorigen Tage!

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setzen, die beim Gottesdienste schlafend, lachend oder schwatzend 
gefunden würden. — Die öfteren und nicht selten energisch 
gegen die Geistlichkeit in Haus und Schladming gerichteten 
Kundgebungen seines Vertrauens zu den Ramsanern wurden 
Marcher endlich verhängnisvoll; immer dringender wurde seine 
Abberufung und Versetzung gefordert, und sie dürfte auch bald 
nach 1752 erfolgt fein. Marcher's Nachfolger erkannten die 
wahre Gesinnung der im Verborgenen evangelischen Ramsaner 
wohl, allein sie konnten die Thatsache nicht mehr aufhalten, 
daß nach der Bekanntmachung des Toleranzediktes Josefs II. 
die gesammten Bewohner der Ramsan sich als 
evangelisch erklärten. 
Bis dahin mußte auch hier das evangelische Leben ans 
das Sorgfältigste gehütet werden, denn die Häscher waren voll 
Eifer und Arglist. Auf der einsamen Höhe des bewaldeten 
„Mayerhofbühels" nahe am „Stein" sollen die alten Rams- 
auer zu gemeinschaftlichem Gebet und Lesen des Wortes Gottes 
zusammengekommen sein; die „Fuchslöcher" im Grnbschachen, 
mehre Felsblöcke hier und da, und in vielen Häusern ver¬ 
schiedenartige Versteckwinkel sind heute noch vorhandene Er¬ 
innerungen an die Zeit der „Glut unter der Asche." 
Was es mit jenem Felsstücke auf der Höhe des Uebergauges nach 
Hallstatt, von welchem aus, als von einem Predigtstuhle, nach bei 
Sage den Ramsauern lutherisch gepredigt worden sein soll, für 
eine geschichtliche Bewandtniß habe, ist leider kaum mehr sicher zu 
erkunden; doch möchte der Gedanke an einen Sendboten von den 
evangelischen Freunden im Reiche nicht ganz abzuweisen sein. 
Vor etwa 20 Jahren fand der Besitzer des Sublehner- 
gntes in Schildlehm mit seinen Knechten an abgelegenem Ort 
eilte vergrabene Truhe. Das war ein Schatz; aber er bestand 
aus einer Masse, wie vermodertes Papier, zweifellos ein Denk¬ 
mal ans der Zeit der Verfolgung des Evangeliums. — Beim 
Wiefer in Vorberg fanden sich eines Tages Kommissäre ein, 
um das vorhandene lutherische Buch zu holen. Sie wurden 
freilich eingeladen, Nachsuchmtg zu hatten, allein die Spürer 
konnten aus den Fundort, den sie allerdings richtig ahnten, 
nicht gelangen, denn das Buch war vergraben unter dem 
Stand einer bösen Kuh, die nur die Bäuerin zutreten ließ und 
jeden Fremden mit gesenkten Hörnern empfing. Die Kuh hatte 
das „Arndt’fche wahre Christenthum" dem Hause erhalte» ! — 
Der gegenwärtige Besitzer des Schüttergutes zu Schildlehen 
erinnert sich noch aus seinen Knabenjahren einer Grube im
	        
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