Volltext: Gedenket der vorigen Tage!

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und allmählige Umwandlung der Fläche in Alpenweiden, Wiesen 
nnd Aecker entstanden hier Ansiedelungen, welche sich mit der 
Zunahme der Bevölkerung des Ennsthales gleichförmig ver¬ 
mehrten und in selbständige Wirthschaften umgestalteten. In 
der Reformationsepoche und nach der Zerstörung Schladmings 
zogen sich auch viele Anhänger der evangelischen Lehre in diese 
Gegend zurück, und die.Bevölkerung stieg bis in die zweite 
Hälfte des vorigen Jahrhundertes bis auf 1400, obgleich sie 
1714 und 1715 durch die auch auf dieser Höhe grausam 
wüthende Pest zum Theile arg vermindert worden war. — 
Nahe der evangelischen Kirche, zwischen dem Förster- und 
Engelhartgnte steht am Wege die Pestsäule, errichtet im Jahre 
1715 „zum dankbaren Andenken an das gnädige Aufhören 
der Pest." — „Bis hieher und nicht weiter." 
Schon 1440 wurde das Kirchlein zu S t. Rupert 
am Kulm von einem Schladminger Gewerken erbaut, aber 
erst 1747 ward ein eigener Seelsorgeposten hier errichtet, nach¬ 
dem schon 1737 der Kaiser gutgeheißen hatte, daß zur Unter¬ 
haltung eines eigenen Seelsorgers aus der Ramsau die vor¬ 
geschlagenen Fnndi verwendet werden, und zwar eine Lett- 
meier'sche Stiftung von 1000 fl., die vom Vikarius zu Schlad- 
ming, Wolfgang Gambshammer, beizutragenden 700 fl., dann 
eine Presthofer'sche Stiftung von 300 fl., desgleichen jährliche 
Beiträge aus den Kirchenmitteln von Schladming und Pichl 
mit 50 fl., resp. 20 fl. Zehn Jahre darauf wurde ein Vikar 
in Kulm wirklich angestellt und zu seinem Genusse noch ein 
vom verstorbenen Hauptpfarrer zu Pöls, Dr. Leeb, zu einem 
Benefizinm im Salzburgerlande gewidmetes Legat nach Ramsau 
übertragen. — Herr Franz Anton Marcher, der erste „Kulm¬ 
pfarrer" brachte nun aber der Rechtgläubigkeit seiner Ramsaner 
so großes Verträum entgegen, daß er stets sehr böse wurde, 
wenn Jemand dieselbe in Zweifel zog. In seinen Briefen 
und Berichten an den Bischof lobt Marcher seine Ramsauer 
mehrmals im Gegensatze zu den Gemeindegliedern von Haus 
und Schladming. Die Ramsauer würden von den umliegen¬ 
den Pfarrern ihren Gemeinden öfters als Beispiel zur Nach¬ 
folge vorgestellt, dm Charsreitag seien 4—500 Personen un¬ 
geachtet des starken Schneegestöbers mit ihm nach Schladming 
MM hl.^Grabe gegangen. — Einige machen zwar darüber 
ihre Glossen, allein es ist des Herren, die Herzen und Nieren 
zu prüfen. Er dürfe für jeden Kopf einen Speziesthaler
	        
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