Volltext: Gedenket der vorigen Tage!

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Bereits im Mürz 1843 war im Bauernhause des vulgo 
Loy nächst Gröbmiug durch den in Schladming vikarirenden 
H. Adolf Wehrenfeuuig der erste Gottesdienst gehalten worden. 
Die Räume dieses Hauses wurden aber für die zahlreich zu¬ 
strömenden Gemeindeglieder bald zu enge und man wühlte 
die Dreschtenne des Loy zum Versammlungsort. Allein auch 
dieser Ort war unzureichend und unzweckmüßig und man ver¬ 
legte die Gottesdienste in die Dreschtenne beim Kreutuer zu 
Nerwein (Besitzer: Mathias Kainprecht). — Gottes Wort in 
der Dreschtenne! Gar ein düsteres, echt toleranzmüßiges 
Bild, zu dem eine Begebenheit, die hier nicht verschwiegen 
sein soll, eine gar eigene Staffage liefert. Es hatte sich bei 
Gelegenheit eines Gottesdienstes in der Dreschtenne auf dem 
kleinen offenen Raume vor der Kanzelbnhne eine Bruthenne 
sammt ihrer munteren Schaar eingefunden und wollte sich kaum 
beseitigen lassen. Menschen sind verschieden; mancher Mund 
verzog sich zum Lächeln und wieder Vielen standen die Hellen 
Thränen in den Augen! Lies einmal: Matth. 23. 37. 
Da konnte man füglich nicht verbleiben, und Mathias 
Kainprecht als Besitzer des Kreutnergntes richtete mit Hilse 
der Gemeinde seines Hauses „Ueberhöhe" (Dachbodenraum) 
zu einem passenderen und geräumigen Betlokale her, in dem 
etwa 150 Personen Raum und Sitz finden konnten. Gegen 
Osten ward ein kleiner mit dem Bilde Christi am Oelberg 
versehener Altar aufgestellt; vor diesem stand ein Lesepult, um 
die Stätte zugleich zur Kanzel geeignet zu machen. — Als 
Herr Vikar Wehrensennig als Pastor nach Neukematen abge¬ 
gangen war, hielt Herr Heinrich Häupter juu., als Vikar 
seines Vaters Senior Häupter zu Schladming, alle 3 bis 4 
Wochen einen Gottesdienst in diesem Betsaale zu Nerwein, 
bis im Jahre 1852 sich die Fitiale zur selbständigen Psarr- 
gemeinde konstitnirt hatte. , 
Der Augustmond des Jahres 1848 mit seiner Freuden¬ 
botschaft von der Bewilligung des Kirchen- und Thurmbaues 
goß Leben und Eifer in alle Glieder der etwa 550 Seelen 
zählenden Gemeinde. Kirche bauen! war Eine Stimme, und 
wer Hütte nicht beigestimmt? Aber das Wo? und das Wie 
erheischten ernstliches Erwägen. Jene Gemeindeglieder, welche 
in Pruggeru, Pruggeruberg, Gössenberg und Aich ansässig 
waren, begehrten die Errichtung der Kirche zu Pruggeru, einem 
Dorf au der Enns, eine Stunde westlich vom Markte Grob-
	        
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