Volltext: Gedenket der vorigen Tage!

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die hart vorüberfliegenden Flammen nichts anhaben. Zu alle 
dem waren die zerstörten oder beschädigten Gebäude nicht 
asseknrirt und die Gemeinde hatte nebst einer Kirchbauschuld 
von 2500 fl. noch aus dem neuen Schnlhanse 3200 fl. lasten 
und hinter dem Unglücksjahre lagen zwei mißrathene Ernten! 
Es lag nun bitter schwer auf der heimgesuchten Gemeinde! 
Ihre Majestät Kaiserin Karolina Augusta spendete den Abge¬ 
brannten in Schladming 500 fl. Der Minister des Innern 
bewilligte zu ihren Gunsten eine allgemeine außerordentliche 
Sammlung milder Spenden. Was ist das aber unter so 
Biele! Da kannten aber die Schladminger Einen, welcher 
spricht: „Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten, 
so sollst du mich preisen", (Ps. 50. 15.) und welcher jagt: 
„Ich will dich nicht verlassen noch versäumen!" (Ebr. 13. 5.) 
Und „Hoffnung lässet nicht zu Schanden werden!" (Röm. 5. 
5.) Der Allgütige hat sich aufs Neue den Schladmingern 
nicht nnbezengt gelassen; wieder kam der bewährte Freund der 
Evangelischen in der Bedrängniß, der Gustav-Adols-Berein, 
wieder that mächtig die Liebe mit den Händen der Schwester- 
gemeinden und der nahen und fernen Freunde das Ihre zu 
den aufs Aeußerste gespannten Kräften der Gemeinde. Ehe 
zwei Jahre um waren, konnten die Schladminger ihr Pfarr¬ 
haus wieder mit Blech gedeckt, und den Schaden gehoben sehen. 
Auch ein Theil des alten Schulhauses wnrde zu einem netten 
Häuschen, östlich ans Pfarrhaus stoßend, wieder ausgerichtet. 
Zum Gedächtniß an die Schreckensnacht vom 12./13. Mai 1870 
hat Pfarrer Mücke das verkohlte Oratoriumfester über der 
Sakristeipforte im alten Zustande gelassen, und am Westgiebel 
des Pfarrhauses ist die Schrift zu lesen: „Des Herrn Zorn 
brennet wie Fener. Der Herr ist gütig und eine Veste zur 
Zeit der Noth; und kennet die, so auf ihn trauen! — 13. Mai 
1870." 
Die stille Ruhe des nach Innen gekehrten Gemeinde¬ 
lebens ward Einmal noch durch ein festliches Ereigniß unter¬ 
brochen, das in der Chronik nimmer darf übergangen werden. 
" ^/nior Kotfchh aus Wald war als Abgeordneter des steier¬ 
märkischen Zweigvereines der Gustav-Adolf-Stiftung 1875 zur 
Hauptvereinsversammlung uach Prag gereist. Als es dort sich 
um die Bestimmung des Festortes für 1876 handelte, lud der 
|tem|che Abgeordnete kurzweg nach Schladming ein und dem 
nichts ahnenden Ortspfarrer Mücke brachte die „Neue freie 
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