Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Josef Winkler an Deubler. 
chen Fällen flieht dann die ganze Gesellschaft durch das enge Fenster, 
und oft sind vor lauter Eile die Füße noch in meinem Revier 
wenn der Kopf bereits mit dem jenseitigen Fußboden sehr nahe 
Bekanntschaft gemacht hat. 
Als ich einmal auf einer unserer Touren cdie jetzt natürlich 
für lange eingestellt sind) in einer Gesellschaft von Revolutions— 
männern war, wollten sie mich zum General machen. Da ich 
aber nicht Griechisch verstehe und auch aus sehr begreiflichen Grün— 
den nicht wollte, so begnügten sie sich, mir die Ehre zugedacht 
zu haben. 
Wenn ich allein in der Welt stände, so würde ich recht gerne 
mit dem tapfern Völklein kämpfen gehen, und den barbarischen 
Unterdrückern und den dummen türkischen Offizieren von den kre— 
tischen Bergen aus schon zu schaffen machen. 
Der frühere Pascha, bei dem ich öfters eingeladen war, ist 
abgesetzt worden und nun sind vier andere da. Der ägyptische 
hat außerordentlich schöne Pferde und seine zwei Leibschimmel sind 
mit den Sätteln 200000 Fl. werth. Da hängen sie ihr Geld 
daran, während sie das Volk um sich herum zertreten und zu 
einem Haufen Bettler machen. 
Über das Schöne, das ich seit dem letzten Briefe gesehen 
habe, schreibe ich jetzt Nichts; das werde ich Dir mündlich mit— 
theilen im Kreise unserer alten Freunde, die Du mir fein alle 
recht herzlich grüßen mußt. Wie oft ich an Goisern denke! Donner— 
wetter noch einmal — es ist verdammt schön hier; aber bei Euch 
ist's auch schön und darüber hinaus halt recht gemüthlich. Übrigens 
wenn ich von hier abreise, nehme ich nicht auf immer Abschied, 
sondern gehe mit dem festen Vorsatz, diese herrliche Insel nochmals 
zu besuchen. IJ 
Bei Euch wird's wohl jetzt auch traurig aussehen (Sechsund— 
sechziger Kriegh und vielleicht mancher Bekannter wird nicht mehr 
da sein, wenn ich auf ein paar Wochen zu Euch komme. Nun, 
was noch am Leben ist, das grüße mir einstweilen und sei auch 
Du, Lieber, viel tausendmal gegrüßt; ebenso Deine Frau, der 
junge Ehemann ꝛc. ꝛc. Und nun: gute Nacht! — es ist gleich 
1 Uhr.
	        
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