Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Deubler und Aschinger. 
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ergeht es auch Dir. Wir können uns mit unserem Meister Feuer— 
bach trösten. Der hat mir einmal auf einem Spaziergange er— 
zählt, daß ihn einst Uhlich (aus Magdeburg) in Rechenberg besucht 
habe, aber mit ihm gar nicht zufrieden gewesen sei. „Denn, lieber 
Deubler, Du kennst mich ja: ich rede überhaupt wenig, wenn ich 
Menschen gegenüber stehe, die ich nicht kenne und von denen ich 
zum Voraus weiß, daß sie mich nicht verstehen würden, und das 
war auch bei Uhlich der Fall. Er ist zwar ein redseliger braver 
Mann, der in seinen Kreise sehr viel Gutes stiftet; aber mäch. 
versteht er nicht.“ — 
Ich halte mir seit mehreren Jahren das „Sonntagsblatt“ 
von diesem Uhlich, ohne in Allem seine Ansichten unbedingt zu 
theilen. Uhlich ist nun schon über 70 Jahre alt und es ist zu spät 
für ihn, um den größten und muthigsten Denker der Gegenwart, 
den Feuerbach, noch verstehen zu lernen. 
Derselbe an Denselben.— 
(25. Mai 1869. — Denn die Leute hier in Salzkammergut 
sind seit unserer traurigen Geschichte vom Jahr 1853--1857 zu 
sehr eingeschüchtert und trauen sich noch nicht recht ums Eck herum. 
— Und ichꝰ — aufrichtig gesprochen: ich selbst traue diesem April— 
wetter nicht! Einmal habe ich schon meine Haut für Andere zu 
Markt getragen; für ein zweites Mal wäre ich schon zu alt! — 
Und angenommen, es würde sich hier eine freie Gemeinde bilden 
— würden wir Zwei, Du und ich, würden wir beitreten wollen, 
beitreten können? Denn so weit die Kluft zwischen Luther und 
Uhlich ist, so weit ist sie zwischen Uhlich einerseits und Feuer⸗ 
bach sammt uns Beiden anderseits. 
Aschinger an Deubler. 
November 1869.) — — Ich habe mich förmlich losgesagt, 
indem ich meine Austrittserklärung (aus dem Verband der römisch— 
katholischen Kirche) bei der politischen Behörde einreichte. Der ange— 
suchte Bescheid wurde mir Tags darauf zugestellt. Es ist ein ent— 
scheidender Schritt in meinem Leben gethan: ich habe meiner Natur 
entsprechend entscheiden müssen — entweder — oder! Auch habe ich,
	        
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