Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Deubler und Carneri. 
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Derselbe an Denselben. 
Graz, 19. Januar 1884. 
Granzensplatz Nr. 1.) 
Hochverehrter Freund! 
Herzlichsten Dank für den Almanach und die Grabrede 
(über Bertha Feuerbach), die mich beide sehr interessirt haben. 
Meine Behandlung Schultze's*) wird Ihnen etwas zu sanft ge— 
wesen sein; ich konnte aber nicht anders, wollte ich, daß sie im 
„Kosmos“, dessen langjähriger Mitarbeiter er ist, Aufnahme finde. 
Dennoch kann ich Sie versichern, daß er genug hat. Geschenkt 
habe ich ihm Nichts. Der bitterste Brocken ist das „Glaubens— 
bedürfnis“, das ich ihm zuschreibe, weil die Ironie unverkennbar 
ist, und jeder „Heuchelei“ liest. Haeckel hatte, als er uns das 
Werk schenkte, nur den ersten Theil gekannt und war ganz damit 
einverstanden, daß ich das Buch bespreche. 
Ich bin jetzt ganz Grazer geworden, obwohl ich morgen 
wieder nach Wien zum Reichsrath muß. Doch hoffe ich zu Ostern 
dort fertig zu werden. Der Verkauf meines Gutes Wildhaus ist 
mir sehr zu Herzen gegangen. Aber es hat sein müssen. Meine 
körperliche Mühseligkeit nimmt so sehr überhand, daß ich nicht 
mehr in den Wald, auf kein Feld, in keinen Weingarten gehen, 
im Keller nicht mehr selbst arbeiten konnte. Und so groß war 
der Besitz nicht, daß ich mir hätte einen Verwalter zahlen können. 
Ich wäre langsam, aber sicher zn Grunde gegangen. Kurz, es 
mußte sein. Um so fleißiger werde ich meinen Studien obliegen 
und werde in ihnen Glück genug finden. 
Und damit grüße ich Sie bestens, aus ganzem Herzen 
Ihr treuergebener 
B. Carneri. 
6*) „Das Ansich der Dinge“, von B. Carneri, im „Kosmos“, Zeitschrift 
für Entwicklungslehre und einheitliche Weltanschauung. XIII. Bd. 1883. 
pag. 561 bis 573. 
BäS—Z
	        
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