Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Deubler und Rengert. 
gruber hat mich ganz bezaubert, auch den Schillerpreis für seinen 
„Meineidbauer“ erhalten. Seine Schilderungen der Menschen 
sind hinreißend, gemüthsvoll und freireligiös-humanistisch. Bei— 
liegendes*) einfaches Gedicht wird in unserer freireligiösen Ge⸗ 
meinde gesungen werden. — 
Deubler an Rengert. 
22. Februar 1879. 
— — Mich alten einfachen Landmann kümmert in meiner 
schönen Gebirgsheimat der Wirrwarr und das politische Getrödel 
jenseits der Berge ziemlich wenig. Mich freut einzig noch die 
herrliche Natur, die Freundschaft braver Männer und mein frei— 
religiöser Standpunkt. Auch ich wünsche gleich Ihnen, daß mir 
der Kirchenschatten nicht mehr im Wege sein wird. — 
5. Juni 1879. 
— Die Politik ist nicht mein eigentliches Feld, auf dem 
ich arbeiten kann. Es drängt sich mir immer der Gedanke in den 
Vordergrund: Ohne sittliche, ohne religiöse Freiheit — 
keine politische Freiheit; ohne Überzeugungstreue auf jenem 
Gebiete auch keine auf diesem Gebiete. Daß dieser Ansicht bei 
uns, in meinem Vaterlande, kein Ausdruck gegeben wird: das ist 
8) Was ist es mit dem Leben 
Doch für 'ne arge Noth, 
Muß leiden und muß sterben 
Zuletzt den bittern Tod. 
Kam ich doch auf die Erden 
Ganz ohne Wunsch und Will'; 
Ich weiß es nicht von wannen, 
Und kenn' nicht Zweck und Ziel. 
Doch was uns auch von Freuden 
Und Leiden zugewandt, 
Das mehret und das mindert 
Sich unter Menschenhand. 
Es tritt die bunten Auen 
Nur einmal unser Fuß; 
Für kurze Zeit nur tauschten 
Wir Händedruck und Gruß. 
Drum lasset uns in Freundschaft 
Einander recht versteh'n 
Die kurze Spanne Weges, 
Die wir zusammen geh'n!
	        
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