Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Konrad und Robert. 
Du wirst nun freilich wieder über mich den Kopf schütteln — 
aber ich kann nicht anders! 
(20. Juni 1875.) Der Primesberg wird diesen Sommer 
ganz einsam bleiben und ich werde ein Halbjahr ganz Bauer 
und Materialist sein, Materialist in derjenigen Bedeutung des 
Wortes, die man eine tadelswerthe zu nennen beliebt und die 
doch gerade die ist, welche für die meisten Sterblichen den größten 
Werth hat. Ich bin also gegenwärtig der Materialist, den man 
sonst dem wissenschaftlichen Materialismus als Wechselbalg unter— 
zuschieben sucht, während beide Arten des Materialismus gar nichts 
mit einander gemein haben. — 
Lieber alter Freund! 
(27. Februar 1879.) Ich kann es nicht unterlassen, Dir wie— 
der einmal ein Lebenszeichen zu senden. So oft ich Deine Photo— 
graphie ansehe, denke ich zurück auf die schönsten Stunden, die ich 
je in meinem Leben genossen habe. Du warst einer der wenigen, 
seltenen, guten Menschen, auf deren Freundschaft ich mich in mei— 
nen guten und bösen Tagen verlassen konnte, und die mir treu 
geblieben sind bis in meine alten Tage. Es wird immer einsamer 
um mich! Diesen Winter ist wieder einer meiner Freunde und 
Gesinnungsgenossen hinter den schwarzen Koulissen des Grabes ver— 
schwunden: der alte Färber Steinbrecher. Er hat es bis zum 
82 sten gebracht und starb, ohne vom Jenseits ein Anleihen zu 
machen, ruhig und gefaßt. — Von meinen Jugendfreunden bist 
nur Du allein mir noch geblieben. Vielleicht kann ich es doch noch 
ausführen und meinen sehnlichen Wunsch verwirklichen, Dir noch 
einmal in Dein liebes Gesicht zu sehen, Dir zum letzten Mal die 
Freundeshand zu drücken. — 
Robert an Konrad. 
Dresden, 11. März 1879.) Das Leben, was hinter uns liegt, 
waär doch schön, so lange man sich in Illusionen wiegte. Mit jedem 
Jahre verlor es aber an Reiz; Erfahrungen aller Art und eine 
Kette von Täuschungen stumpften den Genuß immer mehr ab. Wie 
glaubte man als Künstler eine herrliche Aufgabe zu haben, was
	        
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