Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Konrad und Robert. 
sondern nach Rügen gehst, so bleibt mir freilich keine andere Wahl, 
als daß ich selbst zu Dir nach Dresden pilgere, um Dich noch 
einmal zu sehen und Dir Alles, was mir auf dem Herzen liegt, 
erzählen zu können; denn heute geht der vernünftige Mensch nicht 
mehr zum Geistlichen, um zu beichten, sondern zu einem Natur— 
forscher oder Philosophen oder zu einem naturbegnadeten Künstler. 
Was dem katholischen sterreicher Maria-Zell, dem Türken Mekka, 
das ist für mich Dresden. — — 
(27. September 1878.) — — — Ich war jetzt ebenfalls — 
auf der Weltausstellung — im großen Babel oder, wie einst 
Bismarck sich ausdrückte: „auf dem faulen Misthaufen an der 
Donau“. Dort hielt ich es nur 6 Tage aus und betrachtete mir in 
der Kunstabtheilung auch Piloti's Thusnelda, Makart's herrliche 
Sünderinnen u. s. f. Ich habe weit mehr gesehen, als ich erwartet 
hatte. Der Gesammteindruck ist kolossal. — 
(24. Januar 1874.) — — — Die jetzigen Zustände in 
Amerika — möchte gleich der Teufel holen. Einzig die Schweiz 
ist noch ein Lichtpunkt — auf unserem dunkeln Planeten. 
(20. März 1874) — — — Was sagst Du zu dem konfes— 
sionellen Parlaments-Streit in unserem Abgeordneten-Haus? — 
Interessant ist er — aber wir Deutsche in Ästerreich sind doch 
berloren, wenn in Deutschland die Geistesmacht der Wissenschaft 
nicht durchdringt! 
(27. März 1875.) — — — Die ZSeitungen werden jetzt 
immer interessanter — namentlich das für jeden Ästerreicher be— 
schämende Ende des Prozesses Ofenheim. — Am meisten interes— 
sirte mich der Kultur-Prozeß in Preußen! Ich denke dabei immer 
an die Fabel von den beiden sich gegenseitig bis auf die Schwänze 
auffressenden Löwen. Für diesen „Kulturkampf“ kann ich mich 
allerdings nicht begeistern, weil ich weder den Vice-Herrgott in 
Rom, noch den gedruckten in der Bibel anerkenne, sondern über 
Beide hinaus schöneren edleren Zielen zustrebe, die mir von der 
neuzeitigen Wissenschaft vorgestekt und von den besten Männern 
der Gegenwart als edle und wahrhaft humane gepriesen werden.
	        
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