Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Konrad und Robert. 
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zurück und erzählte dort den Freunden Feuerbach's, auch seinem 
Arzt, die fast unglaubliche Geschichte in Rechenberg. Der Arzt 
freilich glaubt, daß F. nach ein paar Tagen wieder aufs Neue 
in die Lethargie versinken werde. Die Herren begleiteten mich 
bis zum Bahnhof; ich fuhr wieder die Nacht hindurch und war 
dann Donnerstag Abends wieder zu Hause. — 
(9. Juli 1872) — — — Am meisten freut es mich, daß 
wir eine vierklassige konfessionslose Schule bekommen; die Stellen 
für Ober- und Unterlehrer sind schon ausgeschrieben. — — Ich 
bin mit mir selbst wirklich zufrieden, daß ich in dieser Schulange— 
legenheit eines meiner schönsten Ideale habe helfen verwirk— 
lichen können und wenigstens einen Baustein zum Tempel der Kul— 
tur beigetragen habe. 
Denn die alte, so oft gehörte Behauptung, daß das Christen⸗ 
thum unsern hohen Kulturzustand herbeigeführt habe, ist ganz un— 
richtig. Als wenn vor dem Christenthum die alten Agypter, die 
Griechen und die Römer keine Knltur gehabt hätten! Allerdings 
sind wir heute weiter als ehemals diese Völker; daran ist aber 
wiederum das Christenthum nicht schuld(), sondern das fortgeschrit— 
tene Wissen, das sich erst zu entwickeln begann, als es sich den 
erdrückenden Armen des kirchlichen Dogmatismus entwunden hatte. 
Die Weltgeschichte lehrt es mit der größten Bestimmtheit, daß die 
Schrecken und Greuel der Barbarei erst zu verschwinden anfingen, 
als im 18. Jahrhundert der alte dicke Christenglaube sank und 
ein ihm feindliches Aufklärungsstreben die Oberhand gewann. Du 
kennst, lieber Robert, die auf mein Thema bezügliche Stelle aus 
dem berühmten Werke von Thomas Buckle Geschichte der 
Civilisation in England). Ich brauche also weiter nichts hinzu— 
zufügen. Nur vergesse ich immer, daß Du das Alkes selbst viel 
besser weißt als ich da droben in meinem einsamen Gebirgs— 
dorfe — — — 
(17. Juli 1872) — — — Da ich aus Deinem Schreiben 
ersehe, daß Du auch diesen Sommer wieder nicht zu uns kommst,
	        
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