Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Deubler und J. C. Fischer. 
schrieben, er würde Jedermann vor mir warnen. So entpuppt 
sich der gute Mann als Revolver-Journalist! Traurig, aber wahr! 
Fischer an Deubler. 
(25. Dezbr. 1876.) — Ein Freisinniger kann mit Engels— 
zungen reden, er wird einen Ultramontanen nie überzeugen, daß 
seine Ansicht die bessere, die richtigere sei. Und so kann ein 
Materialist Arsenale der zerstörendsten Waffen aufbieten: er wird 
kaum einen Metaphysiker bekehren. Ein Schriftsteller, welcher 
Partei, welcher Meinung immer er angehören möge, kann nur 
dort hoffen, Propaganda zu machen, wo man noch gar keine An— 
sicht hat, also unter dem großen Haufen Neutraler, die sich für 
Nichts entschieden haben und die sich eine Ansicht erst bilden wollem. 
— Es giebt nur Eine Weltanschauung, die sich wissenschaftlich, 
exakt begründen läßt, und das ist der Materialismus — Alles 
Andere hat keinen festen Boden. — 
Deubler an Fischer. 
(5. Sept. 1877.) — Mit diesem Sommer bin ich sehr zu— 
frieden. Heu und Korn sammt Obst siud prächtig gerathen! Wenn 
es ein glücklicheres, zufriedeneres Leben, wie ich es jetzt genieße, 
noch geben könnte? Ich glaube es nicht! — 
(10. Januar 1878.) — Ich fürchte nur, daß Du im Drange 
der Geschäfte auf mich armes altes Wirbelthier ganz vergessen 
wirst. Mit Büchern für die langen Winter-Abende hast Du mich 
freilich wohl versorgt. — — In München habe ich mir (Herbst 
1877) ein sehr gutes, aber ziemlich theures Buch gekauft: „Der 
Werth des Lebens“ von Eugen Dühring. Du wirst es gewiß 
kennen; was sagst Du dazu? — — Wenn Goethe sagt: I 
„Nichts ist schwerer zu ertragen 
Als eine Reihe von schönen Tagen“ 0 
so ist er bei mir auf dem Holzwege! Ich kann mein Glück ge— 
wiß mit vollem Bewußtsein schätzen — und ich wünsche Nichts 
weiter, als daß die Millionen meiner armen Mitbrüder es eben— 
falls in ihren alten Tagen so haben könnten. — — 
Ich bin jetzt auf meinem Alpenhäuschen im Primesberg tief 
in Schnee vergraben und die Kälte ist ziemlich groß. Heute früh 
hatten wir 12 Grad Réaumur. —
	        
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