Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Deubler und J. C. Fischer. 
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zum Orkan und zertrümmerte wie ein Kartenhaus mein Glück. 
Ich weiß zwar aus langjähriger Erfahrurg, daß „die Eimer auf— 
und nieder steigen“ und daß auf gute Tage naturgemäß wieder 
schlechte folgen müssen; aber in einer solchen Form hätte ich es 
mir nie gedacht. (Folgt die Mittheilung von Krankheit und Tod 
seiner ersten Frau.) 
(Spätjahr 1876. — — G. ist sammt seiner Frau im ver— 
gangenen Frühjahr wieder in sein altes Quartier auf dem Primes— 
berg eingezogen. Seine ungeheure Rücksichtslosigkeit, mit der er 
mich und alle Andern im Hause, wie vor zwei Jahren bei seinem 
ersten Erscheinen auf dem Primesberg, behandelte, ließen wir uns 
mit Rücksicht und Pietät gegen die Familie F.'s gefallen, ohne 
ihm für Wohnung und Bedienung Etwas zu verrechnen. Er hat 
aber auch gar nicht darnach gefragt, noch weniger sich dafür be— 
dankt. Das hat schon vor zwei Jahren meiner (nun verstorbenen) 
Eleonora viel Verdruß gemacht. Dafür hat er mich in Dresden 
voriges Jahr bei meinen Freunden ziemlich arg als schmutzigen 
Geizhals verleumdet. Er benahm sich, als wie wenn ich ein 
reicher Mann wäre, und ihn sammt Frau in der Gratis-Wohnung 
auch noch hätte verköstigen sollen“ Diesen Sommer war es aber 
wirklich (um diesen Gast) nicht mehr zum Aushalten. Mir und 
meinem Weibe wurde angst und bange und doch war ich neugierig, 
wie weit es mein Philosoph noch treiben würde. Nun erschien 
aber zu unserer Rettung Julius Duboc, der Verfasser des 
Buches „Leben ohne Gott“, welches er dem Andenken Feuerbach's 
gewidmet hat. Duboc hatte früher schon den G. wegen einer 
literarischen Arbeit neueren Datums ordentlich durchgewaschen; er 
zog nun als Gastfreund für etliche Wochen in den Primesberg 
ein, indessen G. sammt Frau in kürzester Zeit und ganz in der 
Stille verduftete. Wer war froher als ich und mein Weib! 
Der andere Philosoph N. N. hat trotz meines öfteren Mahnens 
auch noch Nichts von dem ihm geliehenen Gelde zurückbezahlt. Ich 
kann jetzt mit Goethe ausrufen: „Zwei Philosophen bin ich auf 
der Spur!“ Sie heißen G. und N.,N. Der erstere ist eine 
litterarische Größe ersten Ranges! Schade um ihn! — — — 
Nun hat er aber vor mir die Maske abgenommen und mir ge—
	        
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