Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Konrad und Robert. 
(27. Juli 1839.) — — — Ich hätte Zeuge sein mögen, 
wie Du bei Deinem Weib und Deinen Kindern angekommen bist. 
Glücklicher Robert! „Nur in der Minute des Wiedersehens und 
der Trennung wissen es die Menschen, welche Fülle der Liebe sie 
in ihrem Busen bergen, und nur dann wagen sie es, der Liebe 
eine zitternde Zunge und ein überfließendes Auge zu geben, wie 
Memnons Statue nur tönte und bebte, wenn die Sonne kam 
und wenn sie unterging, am Tage aber bloß warm von ihren 
Strahlen wurde.“ 
9. März 1864. 
Alter treuer Freund! 
Bei der Ankunft Deines ersten Briefes war ich nicht zu Hause, 
sondern in Graz, um bei dem dortigen Strafgericht für mich und 
die Steinbrecher'schen die Rehabilitirung zu betreiben und uns 
ein Bittgesuch an Seine Majestät den Kaiser schreiben zu lassen. 
Es geschah dies auf vieles Zureden von Seite unserer Beamten 
in Ischl, die dadurch jedes Fleckchen, das den Patriotismus in 
unserem Salzkammergute beschmutzte, abwaschen lassen wollten. 
Auch könnte ich nach stattgehabter Rehabilitation bei unsern Ge— 
—DDDD 
übrigens nicht viel halte. Wenn ich dann zu Dir oder sonst 
wohin reisen will, bekäme ich nur eine einfache Karte, während 
ich jetzt — als noch immer anrüchig — erst bei der Statthalterei 
in Linz mit Bittgesuch um Erlaubnis der Reise einkommen muß. 
Wären wir Zwei doch nur ein bischen jünger! Dann müßtest 
Du eine Reise nach Indien machen — und ich ginge mit Dir 
und trüge Dir den Malkasten nach, durch die romantischen 
Thäler des Himalaja-Gebirges. Die alten Pagoden-Tempel am 
Ufer des Ganges und das goldene Delhi würden schöne Motive 
für Deine Bilder sei — — — — 
Frühjahr 1866. Da, wie Du weißt, fast sämmtliche Einwohner 
im Salzkammergute von der Saline leben und nun ein hohes 
Arar immer mehr Arbeiter abdankt, so ist die finanzielle Lage 
sehr schlecht. Viele Familien werden auswandern. Die Fünfzig, 
welche vorigen Herbst von Goisern nach Amerika ausgewandert
	        
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