Deubler beim Bücherlesen.
325
legentlich — wenn ihm Etwas ganz besonders gefiel — sein „NB“
oder ein paar acclamirende Worte an den Rand zu setzen. Im
stillen Winter, auf seinem Primesberg eingeschneit, las er oft tage—
lang über einen und denselben Gegenstand, der ihn besonders inte—
ressirte. So war ihm möglich, über neue Werke, die er sich aus der
Buchhandlung kommen ließ, bälder ein selbständiges Urtheil zu
bilden, als manchem bestellten Referenten. Oft, wenn er
am Schluß eines eben durchlesenen Werkes ankam, griff er zur
Feder und schrieb für seinen eigenen Gebrauch, vorn oder hinten
am Buch, seine Meinung in kurzen Sätzen nieder. Eine ganze
Legion von Büchern fand sich in dieser Weise von Deubler's
Hand beschrieben, und es war mir daher beim Ordnen der
Bücherei ein wahres Vergnügen, die sämmtlichen noch vorhandenen
Werke zu durchblättern und die wichtigsten diesbezüglichen
handschriftlichen Aufzeichnungen Deubler's zu sammeln“). So
wurde es möglich, einen Einblick in die Art und Weise der
Arbeit dieses „Bücherwurmes“ zu erhalten.
Deubler's Lieblingsautoren sind dem Leser bereits bekannt.
Den Höhepunkt seines Enthusiasmus dokumentirt aber vor Allem
die Beschäftigung mit Feuerbach. Deubler's Seele jauchzt auf
beim Lesen seines geliebten Rechenberger Lehrers; die Augen
gehen ihm über — er springt gelegentlich vom Stuhl auf in die
Höhe und ruft: „Teufelskerl!“ Dieser Apostroph findet sich des
öfteren in manchen seiner Lieblingsbücher und ist der Ausdruck
—JDV
Dank, der dem guten Deubler in die Feder floß. So findet sich diese
Anrede auch in den Feuerbach'schen „Gedanken über Tod und Un—
sterblichkeit“ „Das hast du mir aus der Seele geschrieben!“*) —
Es hält ihn nicht mehr auf seiner Ofenbank: er erhebt sich, klopft
seine Pfeife aus und stopft sie aufs Neue, trippelt seelenerregt erst
im kleinen Stübchen auf und nieder; endlich wird ihm auch dieses
n Lergl. Deubler's „Denk- und Lesefrüchte“, mitgetheilt im Anhang
unter A.
**) Auf pag. 18 dieser „Gedanken⸗ (Ausgabe vom Jahr 1847) steht
zwischen Abschnitt 1J und 2 von Denbler's Hand geschrieben: „Teufels-Kerl!
wenn ich dich noch einmal sehe, so erdrücke ich dich!“