Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

Deubler beim Bücherlesen. 
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legentlich — wenn ihm Etwas ganz besonders gefiel — sein „NB“ 
oder ein paar acclamirende Worte an den Rand zu setzen. Im 
stillen Winter, auf seinem Primesberg eingeschneit, las er oft tage— 
lang über einen und denselben Gegenstand, der ihn besonders inte— 
ressirte. So war ihm möglich, über neue Werke, die er sich aus der 
Buchhandlung kommen ließ, bälder ein selbständiges Urtheil zu 
bilden, als manchem bestellten Referenten. Oft, wenn er 
am Schluß eines eben durchlesenen Werkes ankam, griff er zur 
Feder und schrieb für seinen eigenen Gebrauch, vorn oder hinten 
am Buch, seine Meinung in kurzen Sätzen nieder. Eine ganze 
Legion von Büchern fand sich in dieser Weise von Deubler's 
Hand beschrieben, und es war mir daher beim Ordnen der 
Bücherei ein wahres Vergnügen, die sämmtlichen noch vorhandenen 
Werke zu durchblättern und die wichtigsten diesbezüglichen 
handschriftlichen Aufzeichnungen Deubler's zu sammeln“). So 
wurde es möglich, einen Einblick in die Art und Weise der 
Arbeit dieses „Bücherwurmes“ zu erhalten. 
Deubler's Lieblingsautoren sind dem Leser bereits bekannt. 
Den Höhepunkt seines Enthusiasmus dokumentirt aber vor Allem 
die Beschäftigung mit Feuerbach. Deubler's Seele jauchzt auf 
beim Lesen seines geliebten Rechenberger Lehrers; die Augen 
gehen ihm über — er springt gelegentlich vom Stuhl auf in die 
Höhe und ruft: „Teufelskerl!“ Dieser Apostroph findet sich des 
öfteren in manchen seiner Lieblingsbücher und ist der Ausdruck 
—JDV 
Dank, der dem guten Deubler in die Feder floß. So findet sich diese 
Anrede auch in den Feuerbach'schen „Gedanken über Tod und Un— 
sterblichkeit“ „Das hast du mir aus der Seele geschrieben!“*) — 
Es hält ihn nicht mehr auf seiner Ofenbank: er erhebt sich, klopft 
seine Pfeife aus und stopft sie aufs Neue, trippelt seelenerregt erst 
im kleinen Stübchen auf und nieder; endlich wird ihm auch dieses 
n Lergl. Deubler's „Denk- und Lesefrüchte“, mitgetheilt im Anhang 
unter A. 
**) Auf pag. 18 dieser „Gedanken⸗ (Ausgabe vom Jahr 1847) steht 
zwischen Abschnitt 1J und 2 von Denbler's Hand geschrieben: „Teufels-Kerl! 
wenn ich dich noch einmal sehe, so erdrücke ich dich!“
	        
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