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Schlußbetrachtung.
schreiten verwandelte. Heute dagegen liegen der Aufklärungs—
mittel unendlich viel mehr zur Hand, und ein einziges Buch,
wie z. B. Darwin's „Entstehung der Arten“, oder Haeckel's
„Natürliche Schöpfungsgeschichte“ oder Bernhard von Cotta's
„Geologie der Gegenwart“, — ein einziges dieser naturwissen—
— D—
einen Freigeist zu verwandeln. Und wozu ein Deubler in den
Dreißiger und Vierziger Jahren einer ganzen Bibliothek be—
durfte, hierfür reicht zu gleichem Zweck ein einziger Band voll—
kommen aus. Und wozu ein Deubler damals anderthalb bis
zwei Jahrzehnte gebrauchte, dafür reicht heute die kleine Reihe
von 3—4 Monaten aus.
Ja wohl! der Bauernphilosoph hatte es schwer, zum
Born der Wahrheit zu gelangen. Uns aber — hat man es
sehr leicht gemacht.
Den innern Frieden, bei dem sich sein eigenes Wesen und
Denken im Einklang mit der Natur und ihren unwandelbaren
Gesetzen fühlte, diesen innern Frieden hatte er nach langem
Ringen nun allerdings schon Ende der Vierziger Jahre als sein
Eigenthum und seine Seligkeit ergriffen; aber er sollte vorerst
seiner noch nicht froh werden. Von seinem eigenen Glück theilte
er in edler Freude auch Andern mit. Das war der Kirche nicht
recht; denn er zeigte ja klar, daß sie überflüssig sei. Diese
Kirche nun, deren Stifter ja nach seinen eigenen Worten „nicht
gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“
(Matthäus 10, 34), diese Kirche, damals in sterreich noch den
Staat völlig beherrschend, diese Kirche erinnerte sich ihrer lieb—
reichen Aufgabe: „wenn er die Gemeine (der Gläubigen) nicht
hört, so soll er gehalten sein als ein Heide und Zöllner (Mat—
thäus 18, 17). Was das zu bedeuten hatte, das erfuhr der
Freidenker von 1883-1857 in Gefängnis und Kerker. Manch
Anderer ist unter solch „liebevoller“ Behandlung mürbe ge—
worden, zum Kreuz gekrochen und zum Glauben an Gott und
Unsterblichkeit, zu Moses und den Propheten, zum Schächer auf
Golgatha und zu den heiligen Kirchenvätern zurückgekehrt. —