Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

Rückblick auf Deubler's naturphilosophische Charakterentwickelung. 281 
lassen haben und welche Deubler pietätvoll seinem Schriften— 
schatz einverleibte. Ebenso laut reden hiefür die mehreren Bibeln, 
Postillen, Gebetbücher und Werke christlicher Andacht, wie 
Luther's Tischreden, die Deubler von seinen Eltern ererbt und 
bis an sein Ende in der Bibliothek seines „Ateliers“ erhalten 
hat. Es ist kein Zweifel: der Knabe Konrad war ein naives 
gläubiges Christenkind, das an den Geschichten des alten und 
neuen Testamentes ein kindliches Wohlgefallen hatte. Hierin 
glich er Millionen seiner Vorfahren und seiner Zeitgenossen, 
wie auch Millionen der gegenwärtig heranwachsenden Kinder des 
christlichen Abendlandes. 
Als seine vielgeliebte Großmutter starb, da naht sich ihm 
zum ersten Mal der Ernst der strengen unerbittlichen Wirklich— 
keit. Er muß näher auf die Frage der Unsterblichkeit und auf die 
Hoffnungen nach einem Jenseits eintreten. Die diesbezüglichen 
Erörterungen mit den Eltern und hernach mit dem Seelsorger 
können ihn angesichts des erstandenen konkreten Verlustes beim 
Tode der Großmutter nicht zufrieden stellen. Sein Gemüth ist 
zu tief ergriffen, um sich mit vagen Antworten ohne faßbare 
Klarheit abfinden zu können. Nun soll ihm der Verstand und 
das eigene Forschen in Büchern zu Hilfe kommen. Er hascht 
nach Büchern religiösen Inhaltes, nach den schwärmerischen 
Schriften Jung-Stilling's, nach Mendelsohn's „Phädon“, nach 
Sintenis' „Elpizon“ und träumt sich — schwankend zwischen 
Unsterblichkeitsglauben und Unglauben — unter dem Wechsel 
jugendlicher Lebenslust und beschaulicher Entsagung hinein in 
die Jünglingsjahre. Freilich berichtet er in spätern Jahren 
(vergl. pag. 116), daß er „den Glauben an Christus als 
„„Gott““, an die Auferstehung, an Himmel und Hölle schon 
als junger Bursche von 16 Jahren verloren gehabt“; das ist 
nun aber nicht ganz richtig; denn wir haben an verschiedenen 
Stellen aus authentischen Schriftstücken ersehen, daß ihn der 
Unsterblichkeitsgedanke nicht losläßt, weder damals, da ihm 
schon ein liebes Weibchen in seiner Eleonora zur Seite 
stand — mit der er ja in Klopstock'scher Weise zum Thron des
	        
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