Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

2.4 
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c 
Die letzten Lebensjahre (1872 -1884). 
rüstig bin, so werde ich noch ein hohes Alter erreichen; aber 
ich zweifle daran! 
Wie ich mich rütteln und schütteln mag: 
Das Alter rückt heran. 
Ich fühl'; mein Lebenskarren rollt 
Nun abwärts seine Bahn. 
Ich merke, daß sein Lebensbuch 
Man immer schneller liest, 
Bis zu der letzten Seite, wo 
Der Tod den Deckel schließt. 
— — — — — Nur noch einige Züge von 
dem berauschenden Göttertrank des Daseins möchte ich thun, 
dann mag's genug sein!“ 
Das schrieb Deubler in einem 6 Seiten fassenden Brief 
noch mit sicherer fester Hand. Er fühlt sich noch munter und 
rüstig, fürchtet aber doch die Tücken des Winters, welche ihm 
die letzten Jahre her jedesmal Etwas zugesetzt haben. In der 
That war der Winter, den er übrigens sehr liebte, sein tückischer 
Gegner; aber jedesmal, wenn der Frühling wieder ins Traun— 
thal kam, erholte sich Deubler bald wieder und dann war er je— 
weilen für ein neues Jahr gerettet. 
Um dieselbe Zeit (69. Geburtstag) greift Deubler zu seinem 
Tagebuch und beschreibt nochmals eine Seite desselben — mit 
dem unvergleichlichen Herwegh'schen Lied: 
Ich möchte hingehn, wie das Abendroth 
Und wie der Tag mit seinen letzten Gluthen — 
O leichter, sanfter, ungefühlter Tod! — 
Mich in den Schoß des Ewigen verbluten. 
Ich möchte hingehn wie der heit're Stern, 
Im vollsten Glanz, in ungeschwächtem Blinken; 
So stille und so schmerzlos möchte gern 
Ich in des Himmels blaue Tiefen sinken. 
Ich möchte hingehn wie der Blumen Duft, 
Der freudig sich dem schönen Kelch entringet 
Und auf dem Fittig blüthenschwang'rer Luft 
Als Weihrauch sich zum fernen Ather schwinget. 
Ich möchte hingehn wie der bange Ton, 
Der aus den Saiten einer Harfe dringet, 
Und, kaum dem schwingenden Metall entflohn, 
Ein Wohllaut in der tiefen Brust verklinget.
	        
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