Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

Deubler und die 400 jährige Lutherfeier. 267. 
lebt ist. Deubler liebte diese Pflanzenwelt auf modernder Lava 
mehr, als das bloßgelegte klingeldürre Bimsgestein des Jahr— 
tausende alten Dogmatismus. Diese Betrachtungen von ihm 
sind uns in einem Briefe erhalten geblieben, welcher an Fr. 
Peters in Berlin gerichtet ist. Deubler ließ sich's nicht 
nehmen, einen Protest zu richten, zwar nicht gegen jene 
Festivität als solche, wohl aber dagegen, daß Alles von dem 
seit 300 Jahren Gelernten an diesem Einen Tage vergessen 
wurde: 
Ddeubler an Fr. Peters in Berlin. 
Theilweis) 
„Dorf Goisern den 6. December 18883. 
Lieber, guter Freund! 
Daß ich meinen schuldigen Dank für Ihre so werthvollen 
Geschenke erst jetzt abstatte, daran war, wie sich übrigens unter 
uns von selbst versteht, nicht Vergessenheit von meiner Seite schuld, 
im Gegentheil: ich dachte immer an Sie und eben nur deswegen 
—B 
lässiget man oft die äußerliche, briefliche. Ich habe soeben jetzt Ihr 
koftbares (Geschenk]!, das prachtvolle, so schön geschriebene Werk: „Ge— 
schichte desgroößen Bauernkrieges von Zimmermann“ 
zu lesen angefangen und vergesse dabei auf alles Andere! Besonders 
interessirt mich die Geschichte Luther's und der übrigen Refor— 
matoren. Ich bin jetzt mit Luther so ziemlich im Klaren.“) Daß 
man jetzt überall seinen Geburtstag feiert, damit bin ich auch ganz 
einverstanden; aber daß man dabei immer stehen bleibt und von 
jenen eben so verdienstvollen Männern, die sein angefangenes großes 
Werk vervollkommnet und verbessert haben, in den langen Reden 
kein Wort sagt!!? — Luther hat uns das Recht erkämpft, frei in 
der Bibel zu forschen; aber die neuere Wissenschaft hat sich 
das Recht erobert, frei über, die Bibel zu forschen. Man feiert 
heute] Luther, als ob der Übersetzung der Bibel nicht auch die 
) In persönlichen Gesprächen über die Bedeutung Luthers hielt Deubler 
nicht hinter dein Berg, den Worten des Reformators, als sei die menschliche 
Vernuͤnft des „Teufels Hure“ ein kräftiges Dementi zu geben. Auch hatte 
er nicht vergessen, daß Luther Befehl gab, die aufständischen Bauern „todt⸗ 
zuschlagen wie tolle Hunde.“ D. H.
	        
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